Situation in den Spitälern: Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit (BAG), rechnet in den kommenden Wochen mit einer starken Zunahme der Spitaleintritte im Zusammenhang mit Covid-19, allerdings nicht unbedingt mit mehr Belegung auf den Intensivstationen. Der Grund: Die Omikron-Variante führe nach bisherigen Beobachtungen zu weniger schweren Krankheitsverläufen.
Bisher schlägt sich der starke Anstieg der Neuansteckungen mit dem Coronavirus laut dem Präsidenten der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS) bei den Hospitalisationen noch nicht nieder. Trotzdem führt die Omikron-Variante zu einer zusätzlichen Belastung des Gesundheitswesens. Grund seien Personalausfälle in den Spitälern, wenn Mitarbeitende in Isolation oder in Quarantäne müssten, sagte VKS-Präsident Rudolf Hauri.
Man sehe, dass wegen Omikron zunehmend auch Geimpfte infiziert würden oder ins Spital müssten, so Hauri. Bei den Intensivpatientinnen und -patienten sehe man diesen Effekt dagegen noch nicht.
Omikron: Die Ausbreitung von Omikron schreite weiter rasch voran, so Mathys. «Belastbare Daten» würden wohl erst im Verlauf der Woche zur Verfügung stehen. Die vorliegenden Daten würden jedoch in eine Richtung zeigen: Omikron bestimme bereits das epidemische Geschehen und werde dies zunehmend tun. Alain Di Gallo, Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik Basel, sagt, dass Kinder stark von Omikron betroffen sein werden.
Lage in den Schulen: Wichtigstes Ziel sei aktuell dennoch die Offenhaltung der Schulen, sagte Alain Di Gallo von der wissenschaftlichen Covid-Taskforce. Die Viruszirkulation in den Schulen solle durch konsequentes Belüften begrenzt werden. Ein kostengünstiges Mittel seien dafür CO2-Monitore. Regelmässiges Testen mindestens einmal pro Woche könne in Schulen die Übertragungsketten unterbinden. Kinder über sechs Jahre sollten laut Di Gallo bei jedem Symptom getestet werden. Kinder unter sechs Jahren sollten nicht unnötig belastet werden. Er verwies darauf, dass eine gute Luftqualität allein nicht genüge. Wichtig sei eine Kombination von verschiedenen Schutzmassnahmen.
Kinder sollten zudem die Chance haben, zwei Impfungen zu erhalten, bevor sie mit dem Virus in Kontakt kommen. Die Vermeidung von Schulunterbrüchen und die Reduktion der Komplikationen bei Covid-19 sprächen dafür, auch gesunde Kinder ohne Kontakt zu gefährdeten Personen zu impfen.
Quarantäneregeln: Bei den Quarantäneregeln bemühen sich die Kantone gemäss Hauri um möglichst einheitliche Regelungen. Die jüngsten Anpassungen führten auch zu einer leichten Entlastung bei der Nachverfolgung von Ansteckungsketten – dem sogenannten Contact Tracing. Denn es habe sich gezeigt, dass Infizierte zunehmend schwer erreichbar seien.
In den vergangenen Tagen hatten die meisten Kantone nicht nur die Quarantänedauer von zehn auf sieben Tage verkürzt, sondern auch Ausnahmen eingeführt für Personen, die keinen engen Kontakt zu Infizierten hatten und nicht im gleichen Haushalt leben. Jeder Fall werde aber genau beurteilt. Wer etwa beim Sport engen Kontakt mit einer infizierten Person gehabt habe, müsse weiterhin in Quarantäne.
Infektionszahlen: «Die Fallzahlen sind sehr hoch», betonte der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri. Man sehe im Gegensatz zum vergangenen Jahr einen Effekt von Weihnachten in den Fallzahlen. Zusammen mit Frankreich, Dänemark, Spanien und Grossbritannien gehöre die Schweiz zu jenen Ländern in Europa mit den höchsten Corona-Fallzahlen, so Mathys. Die 20- bis 29-Jährigen bildeten dabei die am stärksten durch Infektionen betroffene Gruppe.
Mathys entschuldigte sich zudem für die Zahlen-Panne des BAG vom Montag, welche mit den Feiertagen zu tun habe. Die Corona-Zahlen vom Freitag gingen dort vergessen. «Uns ist bewusst, dass viele Menschen sich auf unsere Informationen verlassen und abstützen. In diesem Fall waren wir unvollständig.» In den kommenden Wochen werde man diesen Fehler nicht mehr machen, da auch keine Feiertage mehr stattfinden würden.