Angesichts der aktuellen Entwicklung in der Coronakrise und den hohen Fallzahlen hat am Montag die Genfer Virologin Isabella Eckerle auf Twitter so bald als möglich einen Lockdown gefordert. «Es gibt keinen anderen Weg», schrieb sie. Sollten die Politiker nicht sofort handeln, werde die Schweiz in diesem Winter eine riesige Zahl von Todesopfern hinnehmen müssen und einen enormen wirtschaftlichen Schaden erleiden.
Anders sieht es Daniel Koch, der frühere Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG. «Ich bin überzeugt, man kann es ohne zweiten Lockdown machen, aber es braucht jetzt ganz massive Einschränkungen», sagt Koch im «Club». Diese müssten aber zeitlich absehbar sein, damit die Bevölkerung dahinterstehe und begreife, dass es nachher wieder anders komme, wieder mehr Möglichkeiten und Freiheiten geben werde. «Und wir müssen absolut verhindern, dass wir monatelang irgendwie in einer Depression versinken.»
Es braucht jetzt ein nüchternes, bestimmtes und sofortiges Handeln, aber noch nicht einen Lockdown, sondern ein Bündel an Massnahmen.
Auch gemäss Manuel Battegay, Leitungsteam Covid-19-Taskforce, braucht es jetzt noch keinen Lockdown. «Frau Eckerle sagt richtig, dass wir in einer ganz akuten Situation sind», betont Battegay. «Weil es eine Infektionskrankheit ist, möchte ich es als medizinischen Notfall bezeichnen, als Notfall der öffentlichen Gesundheit und auch von der Wirtschaft. Es braucht jetzt ein nüchternes, bestimmtes und sofortiges Handeln – aber noch nicht einen Lockdown, sondern ein Bündel an Massnahmen.»
Der übernächste Schritt wäre dann der Lockdown, so Battegay. Aber jetzt könne man sich noch auf ein Massnahmenpaket fokussieren, das morgen anfangen müsse. «Wir wissen, es braucht Massnahmen. Besser, wir verfügen diese schnell und akzeptieren die, was nicht einfach ist, aber um das kommen wir nicht, wenn wir einen Lockdown verhindern wollen.»
Massnahmen nach Walliser Modell
Man rechnet damit, dass der Bundesrat morgen neue Massnahmen verordnet. Den Kantonen wurden am Wochenende Vorschläge unterbreitet für eine kurze Vernehmlassung. Die Vorschläge orientieren sich offenbar am Walliser Model, einer Art «Teil-Lockdown».
«Wir wissen in etwa, es geht in die Richtung Walliser Modell», sagt Staatsrat Christophe Darbellay im «Club». «Plus gewisse Veränderungen: die Schwellen, die definiert werden, bei der Anzahl Personen bei Versammlungen oder für Veranstaltungen, sind vielleicht ein wenig grosszügiger, denn es betrifft die ganze Schweiz.»
«Ein grosser Unterschied sind die Masken im öffentlichen Raum draussen, ausser im Wald oder auf den Wanderwegen, dort muss man wohl in Zukunft Masken tragen», so Darbellay.