In der Corona-Pandemie steht die Schweiz erneut vor einem Wendepunkt: Mit den am Freitag vorgestellten Massnahmen des Bundesrates drohen dem Land grössere Einschränkungen. Noch vor einem Monat lagen die Fallzahlen mehr als zweimal tiefer. Ein Protokoll der letzten knapp fünf Wochen:
Ich hoffe wirklich, dass wir im Kampf gegen die Pandemie den Endspurt erreicht haben.
Die Hoffnung ist gross: Am 8. November startet die Schweiz eine nationale Impfwoche. Das Ziel: die Impfquote erhöhen.
Die Situation beruhigt sich derzeit eindeutig nicht.
Bereits im Endspurt? Schon am 9. November befürchten Expertinnen und Experten des Bundes, dass sich eine weitere Welle anbahnt.
Wir sind zufrieden, dass man einen Effekt sieht, aber auch nicht begeistert darüber, wie er ausfällt.
Zwar steht der letzte Tag der nationalen Impfwoche noch bevor. Doch am 13. November zeichnet sich ab: Einen riesigen Schub bei der Impfquote wird die Aktion nicht bringen.
Es ist zu keinem Impfwunder gekommen.
Das bestätigt sich am 16. November: Das Impfwunder ist ausgeblieben, sagt Rudolf Hauri. Immerhin: Mit der Aktion seien «die Vorteile, die Wirksamkeit und die Sicherheit der Impfung» nochmals breit kommuniziert worden.
Wir sind jetzt klar in der fünften Welle.
Am 18. November spricht Gesundheitsminister Alain Berset aus, was längst vermutet wird: Die Schweiz steckt in der fünften Welle. Der Bundesrat bittet die Kantone, die Spitalkapazitäten auszubauen.
Aktuell ist 2G in der Schweiz kein Thema.
Gleichentags sagt der oberste Schweizer Gesundheitsdirektor, Lukas Engelberger, bei den Kantonen sei ein Wechsel auf die 2G-Regel kein Thema.
Die wesentlichen Indikatoren zur Lagebeurteilung zeigen eindeutig in die falsche Richtung.
Am Point de Presse vom 23. November berichtet Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) von einer deutlichen Zunahme bei den Spitaleintritten.
Der Anstieg bei den Fallzahlen muss gebremst werden.
Laut Tanja Stadler, Leiterin der nationalen Corona-Taskforce des Bundes, müssen die Kontakte beschränkt werden – entweder eigenverantwortlich, oder durch neue Massnahmen.
Es ist noch nicht Zeit für Verschärfungen.
Doch noch am 24. November hält Gesundheitsminister Alain Berset fest: Neue Corona-Massnahmen seien nicht angezeigt. Den Vorwurf, die Zurückhaltung hänge mit der Abstimmung zum Covid-Gesetz vom 28. November zusammen, weist Berset zurück.
Die epidemiologische Lage ist kritisch.
Die Anspannung beim Bundesrat steigt. Am 25. November fordert Bundespräsident Guy Parmelin die Kantone in einem vierseitigen Brief auf, sich auf schnell ansteigende Ansteckungszahlen vorzubereiten.
Eine neue Variante, in dieser Zeit, das gilt es auf jeden Fall zu verhindern.
Am 26. November stuft die Weltgesundheitsorganisation WHO die neue Corona-Variante Omikron als «besorgniserregend» ein.
Erster wahrscheinlicher Fall der Omikron-Variante in der Schweiz.
Am 28. November meldet das BAG einen ersten möglichen Omikron-Fall. Die Bestätigung, dass die neue Variante bereits in der Schweiz ist, folgt am 30. November.
Es ist jetzt sicher nicht der beste Zeitpunkt, um grosse Partys zu feiern.
Am 29. November mahnt Tanja Stadler, die Taskforce-Chefin, zur Vorsicht und appelliert erneut, Kontakte zu beschränken.
Damit nicht wertvolle Zeit verloren geht, ist für den Bundesrat klar, dass er jetzt handeln muss.
Am 30. November stellt der Bundesrat Verschärfungen vor – darunter die Ausweitung der Zertifikats- und Maskenpflicht. Die Kantone können sich in einer Konsultation bis am 1. Dezember dazu äussern.
Es gibt bereits Absagen von Wahleingriffen.
Am 2. Dezember sind die Intensivstationen in Schweizer Spitälern zu knapp 81 Prozent belegt – Patientenverlegungen sind nötig.
Wir müssen jetzt diese Entwicklung stoppen.
Am 3. Dezember nimmt der Bundesrat das Heft in die Hand und beschliesst: Ab dem 6. Dezember gelten strengere Massnahmen.
Jetzt sind wir an einem Punkt, wo die Situation sehr ernst ist.
Bundespräsident Guy Parmelin denkt bereits am 4. Dezember über Massnahmen nur für Ungeimpfte nach.
Eine Impfpflicht ist momentan kein Thema.
Am 7. Dezember liegen gemäss dem BAG 264 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation – 17 Prozent mehr als in der Vorwoche. Die Corona-Taskforce des Bundes zweifelt, dass die bisherigen Massnahmen ausreichen.
Wir werden über eine Ausweitung von 2G diskutieren müssen.
Die Spitaleintritte reissen nicht ab. Bundesrätin Karin Keller sagt am 8. Dezember: Unter Umständen wird es nötig werden, die Schraube weiter anzuziehen.
Noch vor einem Monat war die Situation eine ganz andere.
Und bis dahin vergeht wenig Zeit: Am 10. Dezember schickt der Bundesrat bis am 14. Dezember neue Corona-Massnahmen in die Konsultation. 2G dürfte kommen – noch offen ist, wann.