Angela Schwab, Leiterin des Covid-19-Einsatzes der Nationalen Alarmzentrale (NAZ), steht mitten im Führungsraum und zeigt auf ihren Arbeitsplatz, ganz vorne: «Wir haben das so eingerichtet, damit wir den Überblick behalten.»
Viele Monitore sind zu sehen, in der Mitte der Grossbildschirm, der die wichtigsten Informationen zur Corona-Situation in der Schweiz zeigt.
Besonders wichtig in einer Krisensituation sei die Informationslage, sagt Florian Plattner. Er ist Chef des Melde- und Lagezentrums der NAZ. Es gehe darum, dass alle Partner das gleiche Lagebild hätten, erklärt er. Nur so könnten die Krisenstäbe auf der gleichen Grundlage Entscheidungen treffen.
Schweizweite Verbreitung der Visualisierungen
Aber welche Informationen tragen Plattner und sein Team zusammen? Das seien die Entwicklungen in den Kantonen, in den Nachbarländern und in den Corona-Hotspots, und welche Krisenstäbe im Einsatz stünden. Diese Informationen werden zusammengetragen, visualisiert, im Führungsraum der NAZ auf den Grossbildschirmen aufgeschaltet und schweizweit verbreitet.
Plattner schreibt gerade an einem Bericht zur Mobilität der Bevölkerung. Er muss abschätzen, ob sie sich an die Corona-Massnahmen des Bundes hält. Er hat Zugriff auf anonymisierte Bewegungsdaten der Swisscom und der SBB.
Sein vorläufiges Fazit: Im März letzten Jahres sei die Homeoffice-Empfehlung eher stärker beachtet worden als jetzt die geltende Homeoffice-Pflicht.
Analysen wie diese gehen an den jeweiligen Krisenstab. Dieser müsse dann entscheiden, was er mit diesen Erkenntnissen mache, so Plattner. Ein solcher Krisenstab ist der Bundesstab Bevölkerungsschutz, einer der zwei wichtigen Krisenstäbe in der Pandemie auf Bundesebene. Er vereint alle involvierten Bundesämter und Stellen. Die NAZ koordiniert diesen Bundesstab.
Auch im zweiten Krisenstab, in der Taskforce des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), ist die NAZ vertreten, durch Einsatzleiterin Angela Schwab. Sie nimmt zweimal wöchentlich an den Sitzungen im teil. Dort erhält sie Aufträge wie etwa die Mobilitätsanalysen. So ist die Nationale Alarmzentrale in der Pandemie das Drehkreuz geworden für alle Informationen.
NAZ auch bei Pandemien im Einsatz
Braucht ein Kanton Unterstützung der Armee oder Material wie Beatmungsgeräte, meldet er das der NAZ. Die Kantone müssen der NAZ auch melden, wie oft sie die Schutzkonzepte bei Firmen und Institutionen kontrollieren. Das seien viele Aufgaben. Das zehre an den Kräften der 38 Angestellten, sagt Gerald Scharding, seit sechs Jahren Chef der NAZ.
Die Organisation der NAZ sei für plötzlich auftretende Ereignisse, die eine begrenzte Zeit andauern, aufgebaut. «Die Pandemie ist aber ein Ereignis, das langsam abläuft und lange dauert. So ein langes Ereignis hatten wir noch nie.» Die NAZ stosse an die Grenzen ihrer personellen Ressourcen.
Doch trotz der langen Arbeitstage – es gebe Momente der Bestätigung, sagt Einsatzleiterin Schwab. Sie nimmt ein Papier von einer Pinnwand.
Darauf ist ein Tweet mit einem Foto von Bundesrat Alain Berset zu sehen. Unter dem Arm trägt er einen Bericht mit dem Titel: «Gesamtlage Bundesstab Bevölkerungsschutz». «Darauf sind wir besonders stolz: Unsere Informationen sind angekommen.» Sie lacht und hängt es wieder zurück an die Pinnwand – gleich neben der Lagedarstellung auf dem Grossbildschirm.