- Beim ersten Shutdown Mitte März 2020 nahm die Mobilität der Bevölkerung massiv ab.
- Nun zeigt sich ein anderes Bild: Die Schweizerinnen und Schweizer sind noch immer viel unterwegs.
- Die zurückgelegte Tagesdistanz beträgt im Mittelwert 30 Kilometer und hat sich seit dem neuerlichen Shutdown kaum verändert.
Seit dem 18. Januar gelten in der Schweiz verschärfte Corona-Massnahmen; das öffentliche Leben wurde erneut heruntergefahren. Damit soll die Mobilität gesenkt werden, was wiederum Kontakte reduziert und damit die Ansteckungen mit dem Coronavirus senken soll. Doch der Effekt auf die Mobilität ist geringer als erhofft, wie das «Mobilitäts-Monitoring Covid-19» der Intervista AG zeigt. Sie untersucht im Auftrag der Corona-Taskforce des Bundes das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung.
Im ersten Shutdown im vergangenen Frühling bewegte sich die Bevölkerung demnach deutlich weniger als gewöhnlich: Die zurückgelegte Tagesdistanz halbierte sich im Mittelwert von 40 auf rund 20 Kilometer pro Person. Besonders der öffentliche Verkehr und das Auto wurden viel weniger genutzt.
Das sieht jetzt anders aus: So hat sich die Distanz, die Personen in der Schweiz täglich zurücklegen, seit dem neuerlichen Shutdown kaum verändert, wie das Mobilitäts-Monitoring zeigt. In der Woche vom 18. bis 24. Januar legte eine Person im Durchschnitt pro Tag rund 30 Kilometer zurück. Das ist praktisch gleich viel wie in den ersten beiden Januarwochen, als die verschärften Massnahmen noch nicht galten.
Wieso wirkt sich der zweite Shutdown bislang deutlich weniger auf die Mobilität der Bevölkerung aus als der erste? Peter Moser vom Statistischen Amt des Kantons Zürich, der einer der Auftraggeber des Covid-19-Monitorings ist, führt mehrere Gründe ins Feld: «Im Frühling 2020 waren die Massnahmen des Bundes strikter. Es waren mehr Geschäfte geschlossen, die Schulen unterrichteten im Fernunterricht, Dienstleistungsbetriebe wie Coiffeure durften nicht arbeiten und die Skigebiete waren zu.»
Zweitens hätten viele Menschen die Corona-Pandemie während des ersten Shutdowns als bedrohlicher wahrgenommen, etwa wegen den überlasteten Spitälern. «Entsprechend ernst nahm die Bevölkerung die Massnahmen des Bundes – auch weil die Fallzahlen damals stark anstiegen. Das ist nun nicht so: Wir befinden uns in einem Shutdown, doch die Fallzahlen sinken. Das leuchtet nicht jedem ein», erklärt Moser.
Drittens mache sich bei vielen Einwohnerinnen und Einwohnern eine gewisse Pandemie-Müdigkeit bemerkbar. Nach fast einem Jahr Corona will man sich nicht mehr so stark einschränken.
Homeoffice-Pflicht zeigt Wirkung
Das zeigt sich auch in Bezug auf den Mobilitätszweck. So ist der Freizeitverkehr in der ersten Shutdown-Woche nämlich sogar gestiegen. Das prächtige Winterwetter am vergangenen Wochenende habe viele Menschen nach draussen gelockt, so der Statistik-Experte. Dies habe zum Anstieg der Tagesdistanz im Freizeitverkehr geführt.
Demgegenüber ist der Einkaufs- und Berufsverkehr im Vergleich zu vor dem Shutdown wahrnehmbar gesunken. Das deutet darauf hin, dass die Homeoffice-Pflicht sowie die geschlossenen Läden und Restaurants eine Wirkung auf die Mobilität haben.
«Die Zunahme beim Freizeitverkehr führt unter dem Strich dazu, dass sich die Mobilität insgesamt in der letzten Woche kaum verringert hat. Die geringfügigen Veränderungen sind zudem mit Vorsicht zu interpretieren», betont Moser. Wie sich der zweite Schweizer Shutdown somit konkret auswirkt, wird sich erst in rund zwei Wochen zeigen.