Wegen der steigenden Corona-Fallzahlen sollen die Kantone ihre Schutzmassnahmen vereinheitlichen: Eine schweizweite Maskenpflicht in Verkaufsläden und nur noch maximal 100 Personen in Clubs statt wie bisher 300 empfiehlt das BAG. Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), ist zurückhaltend: Solche einheitlichen Massnahmen sollten vom Bund verordnet werden, sagt er.
SRF News: Folgen die Kantone dem dringenden Rat des Bundes und vereinheitlichen respektive verschärfen ihre Corona-Massnahmen?
Lukas Engelberger: Wir teilen die Sorge des BAG. Die Zahlen sind steigend und wir müssen vorsichtig bleiben. Die Kantone nehmen das ernst. Wir verfolgen die Lage genau. Einzelne Kantone haben ja auch bereits weiterreichende Schutzmassnahmen angeordnet, wir werden das nun weiter prüfen.
Verstehen Sie das als Kritik, dass der Bund einheitliche Regeln will?
Nein. Ich glaube allerdings, dass Kritik auch fehl am Platz wäre. Die Kantone nehmen ihre Verantwortung wahr. Sie haben sich regional koordiniert, wo sie weitergehende Massnahmen erlassen haben. Und wir werden auf diesem Pfad nun weitergehen. Wenn der Bund zur Auffassung gelangt, dass schweizweit einheitliche Lösungen notwendig sind, müsste er sie anordnen. Dafür wäre er ja zuständig. Doch an diesem Punkt ist er offenbar noch nicht.
Jede zehnte Ansteckung geschieht im Ausland. Das BAG sagt, man habe geprüft, ob man flächendeckende Coronatests bei der Einreise einführen soll. Das bringe aber wenig. Ist das auch die Meinung der Kantone?
Ich teile diese Meinung. Erfolgversprechender ist eine Verbesserung unserer Stichprobenkontrollen bei der Einreise und die Quarantäne.
Die Kantone wollen, dass die 1000er-Regel bis Ende Jahr verlängert wird. Gestern hat die Fussballliga ein strenges Schutzkonzept für Stadien präsentiert. Werden die Kantone zu Totengräbern des Fussballs, wenn das Verbot von Grossanlässen um weitere vier Monate verlängert wird?
Nein, der Fussball wird auf jeden Fall überleben. Die Frage ist, wann wieder Spiele mit Tausenden von Besucherinnen und Besuchern möglich sein sollen. Da sind wir der Auffassung, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt oder in absehbarer Zeit – also in wenigen Wochen – noch verfrüht wäre.
Es gäbe die Möglichkeit der Bewilligungspflicht von Grossanlässen. Sie würde an die Kantone delegiert. Das lehnt aber die Mehrheit ab. Weshalb?
Beim Fussball handelt es sich um eine nationale Liga, die darauf angewiesen ist, für die verschiedenen Austragungsorte ihrer Spiele eine gewisse Rechtssicherheit zu haben. Das heisst, es ist ein berechtigtes Anliegen, dass einheitliche Regeln – mindestens für Fussballspiele – gelten.
Für eine schweizweit gültige Regelung bräuchten wir mehr Zeit.
Ähnliches gilt für Eishockey und andere nationale Ligen. Dafür wäre eine Bundesregelung geeigneter. Wenn wir Kantone eine schweizweit gültige Regelung ausarbeiten und vereinbaren müssten, bräuchten wir dafür mehr Zeit.
Das Gespräch führte Iwan Santoro.
Die Masken-Frage in den Kantonen (eine Auswahl)
Kanton | Entscheid | Präzisierung | Kanton |
---|---|---|---|
Basel-Landschaft | Wartet ab | unterstützt Empfehlung, aber will keine Pflicht, würde einheitliche Lösung schweizweit begrüssen | Basel-Landschaft |
Bern | Wartet ab | Bern | |
Freiburg | Wartet ab | Entscheid nach dem Wochenwochende, nach Entwicklung der Fallzahlen | Freiburg |
Zürich | Wartet ab | Zürich | |
Wallis | Wartet ab | Wallis | |
Genf | Maskenpflicht | bereits früher beschlossen, Maskenpflicht auch für Servierpersonal | Genf |
Neuenburg | Wartet ab | Neuenburg | |
Jura | Maskenpflicht | bereits früher beschlossen | Jura |
Waadt | Maskenpflicht | bereits früher beschlossen | Waadt |
Tessin | Wartet ab | Keine Maskenpflicht in Geschäften | Tessin |
Nidwalden | Wartet ab | Nidwalden | |
Obwalden | Wartet ab | Obwalden | |
Zug | Wartet ab | Zug | |
Luzern | Wartet ab | Luzern | |
Aargau | Wartet ab | Könnte sich kantonsübergreifende Lösung vorstellen | Aargau |
Solothurn | Wartet ab | Könnte sich kantonsübergreifende Lösung vorstellen | Solothurn |