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Jüngere von Nebenwirkungen der Corona-Impfung betroffen
Aus 10 vor 10 vom 18.06.2021.
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Covid-Impfung Warum haben Junge heftigere Impf-Nebenwirkungen?

Bei den Hausärztinnen und Hausärzten melden sich mehr junge als alte Patientinnen und Patienten, die über Nebenwirkungen klagen. Was sind die Gründe?

Ob beim Smalltalk mit Arbeitskollegen oder im Gespräch mit Freunden – früher oder später taucht das Thema Impfen auf. Und damit auch die Nebenwirkungen, die die Corona-Impfung mit sich bringen kann: Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen oder Müdigkeit.

Seit wir Jüngere impfen, erhalten wir viele Rückmeldungen von Leuten, die zum Teil mehrere Tage flach liegen.
Autor: Philippe Luchsinger Präsident Verband Hausärzte Schweiz

Auffallend dabei: Jüngere Menschen scheinen heftiger von Nebenwirkungen betroffen zu sein als ältere. Philippe Luchsinger ist Präsident des Verbandes der Hausärzte Schweiz. Und tatsächlich melden sich bei ihm feststellbar mehr junge Patientinnen und Patienten, die nach der Impfung leiden. «Als wir mit den Corona-Impfungen begonnen haben und vor allem die älteren Leute zum Impfen kamen, wurden uns nur selten Nebenwirkungen gemeldet. Seit wir aber auch Jüngere impfen, erhalten wir viele Rückmeldungen von Leuten, die zum Teil mehrere Tage flach liegen.»

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Aus dem Archiv: Der richtige Umgang mit Nebenwirkungen
Aus Puls vom 31.05.2021.
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Die unterschiedlich starken Nebenwirkungen hat der Hausarzt aber auch am eigenen Leib erfahren: «Mein Schwiegervater merkte überhaupt nichts von der Impfung, ich selber hatte einen Tag lang Kopfschmerzen und war müde, und mein Sohn hatte mehrere Tage Fieber.»

«Immunsystem von Jüngeren ist stärker»

Doch warum reagieren junge Menschen so viel heftiger als Ältere? Nach einer Impfung muss das Immunsystem arbeiten und Antikörper bilden. Und genau beim Immunsystem gebe es halt altersbedingte Unterschiede, erklärt SRF-Wissenschafts-Redaktorin Katrin Zöfel: «Das Immunsystem von Jüngeren ist einfach stärker als das von Älteren. Es wird mit der Zeit altersschwach. Wenn das Immunsystem arbeitet und Antikörper aufbaut, merken das manche Menschen also deutlicher als andere.»

Auch Christoph Küng, Leiter der Abteilung Arzneimittelsicherheit der Zulassungsbehörde Swissmedic, stellt fest, dass vermehrt junge Menschen an den Nebenwirkungen der Corona-Impfung leiden. Jede zehnte Person legt es laut Vorstudien zum Corona-Impfstoff ins Bett.

Mehr Meldungen von Frauen

Genauere Zahlen kann er aber nicht vorweisen – die Dunkelziffer sei sehr hoch, meint er gegenüber SRF. «Wir haben bis jetzt noch nicht viele jüngere Menschen voll durchgeimpft. Wir wissen jedoch schon von klinischen Studien, dass jüngere Geimpfte mehr mit Kopfschmerzen und Schüttelfrost kämpfen. Es ist etwa vergleichbar mit einer Grippe und geht vorbei.»

Interessant: Deutlich mehr Meldungen zu unerwünschten Nebenwirkungen nach der Corona-Impfung stammen von Frauen – nämlich über zwei Drittel. Dies erklärt sich Christoph Küng von Swissmedic folgendermassen: «Ein Grund kann ist, dass das Immunsystem von Frauen stärker reagiert. Zudem könnten Frauen eher bereit sein, auf ihren Körper zu hören. Und: In den älteren Altersgruppen sind sie aufgrund der höheren Lebenserwartung stärker vertreten.»

Hauri: «Impfung lohnt sich trotz möglichem Arbeitsausfall»

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Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, erklärt die Vorteile einer Corona-Impfung und nimmt Stellung zur Kommunikation der Kantone bezüglich Impf-Nebenwirkungen.

SRF News: Hat man das Ausmass der Impf-Nebenwirkungen bei jüngeren Personen unterschätzt?

Rudolf Hauri: Es ist aus Studien schon länger bekannt, dass jüngere Menschen mit einem starken Immunsystem eher stärker reagieren. In diesem Sinne hat man nicht unterschätzt, dass jüngere Personen wahrscheinlich etwas mehr und etwas deutlichere Impfreaktionen haben.

Viele sahen wohl als Referenz ältere Bekannte, die keine Nebenwirkungen hatten. Dann liegt man selbst ein bis drei Tage flach. Da hätten die Kantone doch aktiver informieren können, dass man als jüngere Person mit einem längeren Ausfall rechnen muss?

Im Voraus einen Arbeitsausfall von bis zu drei Tagen zu kommunizieren, ist nicht sinnvoll, da die Wahrnehmung sehr subjektiv ist. Eine Person geht trotz leichten Kopfschmerzen zur Arbeit, eine andere legt sich ins Bett. Was man sicher hätte machen können und jetzt auch gemacht wird: Darauf hinweisen, dass jüngere Personen wegen ihres Immunsystems stärker reagieren.

Machte man das nicht, um die eher impfskeptischere jüngere Generation nicht abzuschrecken?

Wir wissen aus Studien, dass Jüngere stärkere Impfreaktionen zeigen, haben das als selbstverständlich angesehen und in der Folge vielleicht etwas zu wenig klar kommuniziert. Es steckt aber keine Absicht dahinter, denn wir hatten keine Angst, dass sich dadurch die Leute nicht impfen lassen.

Aber möglicherweise könnte das abschreckend wirken. Wie halten Sie dagegen?

Die jüngere Generation ist sicher auch kritisch und das ist richtig so. Aber grundsätzlich wird das Virus nicht verschwinden – das heisst, jeder kann auswählen: Entweder wird man durch eine Impfung immun oder in den nächsten Monaten durch eine Corona-Infektion. Der Nachteil bei einer Infektion ist, dass man nicht genau weiss, wie der Krankheitsverlauf sein wird. Meistens passiert nicht viel, aber es gibt auch schwere Verläufe.

Man kann das mit dem Sport vergleichen: Mit einer Impfung macht man ein Training für das Immunsystem, genauso wie man im Sport die Muskulatur oder die Ausdauer trainiert. Das kann auch zu Muskelschmerzen führen, aber der Benefit einer trainierten Muskulatur ist am Ende viel grösser.

Das Gespräch führte Bigna Silberschmidt.

10vor10, 18.06.2021, 21:50 Uhr

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