Im Kursraum im Luzerner Stadtzentrum haben sich eine Handvoll Leute eingefunden. Angelockt durch den Flyer, der einen Crashkurs in Gebärdensprache anpreist: 45 Minuten eintauchen in die Grundlagen der Gebärdensprache. Ohne Vorwissen – und auch ohne Anmeldung. Der Crashkurs ist ein Angebot der Beratung für Schwerhörige und Gehörlose Zentralschweiz BFSUG.
Die Männer und Frauen sitzen im Halbkreis, es wird eifrig geplaudert – bis Kursleiter Gian Reto Janki mit dem Unterricht beginnt und eine Folie einblendet. Diese weist darauf hin, dass die Stimme nicht gebraucht werden soll. Dafür «Blickkontakt halten, damit dein Mund gut sichtbar bleibt», wie auf einer nächsten Folie steht. Gian Reto Janki ist Gebärdensprachlehrer, er hat sein Hörvermögen als zweijähriger Junge verloren, nach einer Hirnhautentzündung.
Gut eine Stunde später wird die Gruppe von ihm gelernt haben, dass die Mimik genauso wichtig ist wie die eigentlichen Gebärden. Dass man die Faust küsst, um zu zeigen, dass man etwas mag – und die Männer und Frauen werden unter anderem «Apfel» und «Hamburger» gebärden können. Es sind nur ein paar Grundlagen, die Janki vermittelt – aber die Crashkurs-Gruppe ist begeistert.
Es hat mega Lust auf mehr gemacht!
«Es ist spannend, wie schnell man ein paar Gebärden kann und wie intuitiv viele davon sind», resümiert eine Kursteilnehmerin nach dem Crashkurs. «Es hat mega Lust auf mehr gemacht!» Die Frau auf dem Nebenstuhl nickt und erzählt, dass sie allgemein sehr interessiert an Sprachen sei. «Mittlerweile bin ich bei sieben Sprachen angelangt, und nun hat es mich gereizt, auch noch die Gebärdensprache anzupacken.»
Die Gründe für das Interesse an der Gebärdensprache sind bei allen Anwesenden unterschiedlich. Was sie gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie in ihrem Umfeld keine Person mit einer Hörbehinderung haben. Gerade dieser vermeintliche Widerspruch freut Kursleiter Gian Reto Janki: «Es wäre traumhaft, wenn möglichst viele Leute ein paar wichtige Gebärden kennen würden», sagt er. «Die Kommunikation für uns Gehörlose würde damit viel einfacher.»
Für uns sind die Aktionstage ein gutes Mittel, um die Leute zu sensibilisieren.
In der Schweiz leben rund 20'000 gehörlose Menschen. «Im Alltag sind wir unsichtbar mit unserer Behinderung», sagt Gian Reto Janki, «erst im direkten Kontakt offenbart sich unsere Einschränkung». Für sie seien die Aktionstage daher ein gutes Mittel, um die Bevölkerung zu sensibilisieren.
Die sechs Crashkurse, welche an zwei Tagen in Luzern durchgeführt wurden, waren ein Projekt im Rahmen der Aktionstage Behindertenrechte 2024.