Die Nummer 143 hilft, wenn man in Not ist. 24 Stunden lang, sieben Tage die Woche kann man zum Hörer greifen, und am anderen Ende der Leitung nimmt jemand ab, der einem zuhört.
So sieht das Angebot der Dargebotenen Hand aus. Im vergangenen Jahr wurden rund 190'000 Gespräche geführt.
Jetzt aber braucht der Verein selber Hilfe – einzelne Regionalstellen sind in Not. «Die Regionalstellen in Biel, im Wallis und im Tessin haben finanzielle Schwierigkeiten», sagt Sabine Basler vom Dachverband der Dargebotenen Hand.
In vielen Gebieten fehlen grosse Geldgeber
Die einzelnen Vereine müssen sich selber finanzieren, sie leben grösstenteils von Spendern, Gönnerinnen, Stiftungen. «Unser Minus liegt bei 50'000 Franken, bei einem Budget von einer halben Million», sagt Christophe Amstutz. Er leitet die Regionalstelle Nordwest in Biel.
Deren Einzugsgebiet ist gross – es reicht vom Seeland über Neuenburg, Freiburg und Jura bis in den Berner Jura und nach Solothurn. Und es gilt als strukturschwache Region: Hier haben weniger Firmen und Stiftungen ihren Sitz oder es wohnen weniger vermögende Menschen in der Region.
Zudem: «Es ist generell schwieriger geworden, Spenden zu generieren», sagt Amstutz. Das vierte Jahr in Folge schreibe man nun rote Zahlen. «Wenn es so weitergeht, dann müssen wir Angebote abbauen oder im schlimmsten Fall den Betrieb einstellen.»
Wenn es so weitergeht, müssen wir Angebote abbauen – oder den Betrieb einstellen.
Die 38 Mitarbeitenden in Biel machen ihren Job ehrenamtlich, schweizweit sind es 700 Helferinnen und Helfer. Jede Person verpflichtet sich, mindestens 24 Stunden im Monat zu arbeiten – und füllt damit einen 20 Prozent-Job aus. Inklusive Nachtschichten, Wochenende, Feiertage.
In Zürich läuft es besser, aber nicht gut genug
«Eigentlich benötigen wir in Biel 60 Personen, um der Arbeit gerecht zu werden», sagt Amstutz. Eine Besonderheit sei, dass man als einzige Regionalstelle zweisprachig sei. «Aufwand und Ansprüche an die Mitarbeitenden sind deshalb höher als in anderen Regionalstellen.»
Besser sieht die finanzielle Situation der Dargebotenen Hand in anderen Regionen aus – beispielsweise in Zürich. Hier haben viele Stiftungen für Gesundes und Soziales ihren Sitz, die Menschen sind tendenziell vermögender oder die Kirchen leisten Beiträge.
Aber auch hier könnte es besser laufen, sagt Sabine Basler vom Dachverband. «Während der Pandemie war die psychische Gesundheit ein wichtiges Thema, nun ist der Fokus der Medien und der Menschen wieder woanders.» Das beeinflusse auch das Spendenverhalten. 60 Prozent der Spenden erhält die Dargebotene Hand von Privaten.
Deutlich mehr Anrufe wegen Suizidalität
Das Angebot der Dargebotenen Hand brauche es mehr denn je: «Der Gesprächsbedarf nimmt zu, auch wegen Gedanken zu Suizidalität,» sagt Sabine Basler. Man merke klar, dass die Pandemie Folgen habe und sich diese weiter auswirkten.
Von einem eigentlichen Peak spricht Christophe Amstutz von der Regionalstelle Biel: «Anrufe wegen Suizidalität haben in alarmierender Weise zugenommen.» Innerhalb der letzten drei Jahren sei die Anzahl Anrufe wegen Gedanken zu Suizidalität um die Hälfte gestiegen. «Aktuell haben wir täglich einen Anruf, das war vor der Pandemie anders.»