Rund um den Bielersee heisst es: Warten. Zwar hat sich das Wetter deutlich verbessert, geregnet hat es seit einigen Tagen nicht mehr. Die Keller und Einstellhallen werden jedoch weiterhin nicht ausgepumpt. Dafür sei es noch zu früh, sagt Martin Reber, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr und Zivilschutz: «Der Grundwasserpegel ist nach wie vor zu hoch.» In gewissen Gebäuden würde man mit dem Auspumpen mehr Schäden verursachen, als wenn man Geduld habe und warte.
Darum bleiben die meisten Untergeschosse voller Wasser. Einzelne Gebäude müssten aber vom Wasser befreit werden, so Reber. Da würden die Pumpen rund um die Uhr laufen, um beispielsweise die Strom- oder Abwasserversorgung aufrechterhalten zu können. Einige Häuser sind trotzdem weiterhin ohne Strom – seit letztem Donnerstag.
Anwohnerinnen und Anwohner brauchen Nerven
Das sorgt in den betroffenen Gebieten für Frustration. Eine Anwohnerin des Beundenrings in Nidau berichtet, dass sie sich das Hochwasser eigentlich gewohnt sei. 2007 hätten sie deshalb auch keinen Strom gehabt, aber nur kurz. «Jetzt ist es sehr extrem.» Sie könne weder kochen noch waschen, sogar die Türklingel gehe nicht.
Das Wasser in ihrem Keller sei zeitweise auf 80 Zentimeter gestiegen. «Zum Glück zahlt die Versicherung das Hotel, in dem wir duschen und das Handy aufladen können.» Die Situation sei sehr mühsam, man müsse sich organisieren, neue Wäsche aus der Wohnung holen, warten.
Situation im dunkelroten Bereich
In welchen Quartieren das Wasser wann abgepumpt werden kann, ist unklar. Gesamteinsatzleiter Martin Reber will keine Prognose wagen: «Das ist abhängig vom Grundwasser, der Kanalisation und des Standortes des Gebäudes. Es kann auch sein, dass in einigen Gebäuden das Wasser von selbst zurückläuft.»
Von einer Entspannung ist noch lange nicht zu sprechen.
Die Situation sei derzeit immer noch im dunkelroten Bereich. Sie müsse orange werden, bis es Sinn ergebe, das Wasser auszupumpen: «Diese Woche wird sicher nichts mehr passieren», so Reber. Auch, weil übers Wochenende erneut Gewitter angesagt seien: «Von einer Entspannung ist noch lange keine Rede», sagt Reber. Die Feuerwehr möchte das Wasser am auch liebsten sofort räumen. «Es braucht nun sehr viel Geduld und Verständnis – selbst von uns.»
Gefahr noch nicht gebannt
Am Bielersee geht der Seepegel nämlich nur langsam zurück. Die Behörden riefen die Bevölkerung erneut zur Vorsicht auf. «Die Gefahr darf nicht unterschätzt werden», sagt Sandra Hess, Stadtpräsidentin von Nidau.
Es werde zwar viel Wasser beim Wehr in Port über die Aare abgelassen, unterdessen komme aber wieder neues Wasser aus dem Neuenburger- zurück in den Bielersee, meldet der Kanton Bern. Erst gegen Ende Woche dürfte der Pegel unter die Hochwassergrenze fallen.
Neuenburger- und Murtensee auf Höchststand
So hoch wie nie waren am Dienstag nämlich die beiden anderen Juraseen. Der Neuenburger- und Murtensee stiegen bis am Dienstag weiter an. Der Neuenburgersee lag rund 20 Zentimeter über der Hochwassergrenze und rund 25 Zentimeter über des Höchststandes von 2015. Auch der Murtensee überschritt den Höchststand aus dem Jahr 2006 um rund 30 Zentimeter. Laut Behörden sollten die Pegel nun sinken, dies jedoch nur sehr langsam. Es könne mehrere Wochen dauern, bis sie wieder auf dem normalen Stand sind.
Beim Murtensee hat die Polizei einen grossen Teil des Schwemmholzes entfernt. Baden und Schiff fahren bleibt jedoch verboten – grosse Teile des Seeufers sind gesperrt.