Überall im Land läuteten die Kirchenglocken. Bundespräsident Ludwig von Moos, eröffnete die Expo offiziell: «Ich freue mich, an dieser Stätte die Schweizerische Landesausstellung 1964 eröffnen und sie im Namen des Bundesrates für das Schweizer Volk übernehmen zu dürfen.»
Es war die Zeit des Kalten Krieges. Das Säbelrasseln der Supermächte USA und Sowjetunion beeinflusste auch die Schweiz. Sie war gespalten zwischen dem Öffnen der Grenzen und der Reduit-Mentalität des Zweiten Weltkriegs.
Der Historiker Hans-Ulrich Jost, emeritierter Professor für Zeitgeschichte an der Uni Lausanne, spricht von einem Konflikt, der die Expo damals quasi zweigeteilt hatte: «Es war ein Konflikt zwischen einer Generation, die auch von Frisch zum Teil repräsentiert wurde. Sie suchte einen Aufbruch in eine moderne Zukunft. Die Traditionalisten, die der Wirtschaft nahestanden, verteidigten die bewährte autoritäre, folkloristische und patriotische Schweiz verteidigten.»
Die Schweiz als Festung gezeigt
Symbol für die patriotische Schweiz war der Armee-Pavillon «Wehrhafte Schweiz». Es war eine eindrückliche Installation, die insbesondere das männliche Publikum in seinen Bann zog. Die Film-Wochenschau beschrieb sie so: «Drei riesige Pfeile, an Abwehrraketen mahnend, weisen himmelwärts, dahinter ein Igel mit 141 Betonstacheln, treffliches Symbol für die wehrhafte Schweiz, die sich auch im Atomzeitalter ihre Unabhängigkeit bewahren will und kann. Das ist die Festung Schweiz, gerüstet und vorbereitet zu Land und in der Luft, eindrückliche Demonstration unseres Verteidigungsdispositivs.»
Nur unweit dieses Armee-Pavillons fand das Kontrastprogramm statt: das Moderne, das Experimentelle, zum Beispiel in Form der verspielten Tinguely-Skulptur «Heureka». Historiker Jost erinnert sich: «Diese Skulptur aus alten Metallteilen, die sich bewegte und ein fürchterliches Geräusch machte, verbreitete beinahe eine anarchistische Sicht auf die Welt. Es waren zwei ganz verschiedene Bilder, die mir auch im Nachhinein als bezeichnend für den zwiespältigen Geist dieser Expo im Gedächtnis blieben.»
Die Expo 64 vom wissenschaftlichen Standpunkt aus
Experimentelles und Traditionelles - auch das Publikum war hin- und hergerissen. Ein Besucher kommentierte: «Ich habe nichts gegen das Neue, das Moderne. Aber ich bin entschieden gegen die Überbetonung und die Überbewertung der Experimente. Aus den Experimenten alleine ist die Schweiz nicht gemacht.»
Geistige Inhalte haben sich verflüchtigt
Was aber ist von der Expo64 geblieben? An geistigen Inhalten nicht viel, bedauert Jost. Dennoch habe Lausanne als Standort enorm profitiert, sagt er: «Beim Gelände westlich von Lausanne am See hat man durch Aufschüttungen Boden gewonnen.» Dort, wo für die Expo viel Erde aufgeschüttet worden ist, sind nun Teile der Uni und der ETH angesiedelt und ein grosser, mit allen erdenklichen Sportanlagen durchsetzter Park. Geblieben ist auch die Autobahn Genf-Lausanne, die erste richtige Autobahn der Schweiz, deren Hauptstück – mit Blick auf die Expo64 – vor etwas über 50 Jahren eröffnet wurde.
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Bild 1 von 10. Die Expo von 1964 in Lausanne wollte zeigen, wie die Schweiz die Zukunft angeht. Von ernsthaft bis verspielt absurd, wie mit Tinguelys ‹Heureka›. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Assistiert vom damaligen Präsidenten des Organisationskomitees, Ständerat Despland (Mitte rechts), eröffnet Bundespräsident von Moos (Mitte) die Landesausstellung. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 10. Über diesen Kontrollturm vor dem Bahnhof in Lausanne wurden Expo-Besucher informiert und der Verkehrsablauf überwacht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 10. Das Unterseeboot ‹Auguste Piccard› war eine der Hauptattraktionen. Das 30 Meter lange Boot konnte bis zu 1200 Meter tief tauchen und fuhr mit einer Geschwindigkeit von 8km/h. Jeder Passagier hatte einen Fensterplatz und konnte den durch Scheinwerfer erleuchteten Genfersee unter Wasser betrachten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 10. Gebaut wurde das Unterseeboot nach Plänen von Tiefseeforscher Jacques Piccard. Hier erklärt er zwei Expo-Hostessen die Antriebsturbine des ‹Mesoscaphe›. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Die Eisenplastik ‹Rütlischwur› des Berner Malers, Grafikers und Eisenplastikers Werner Witschi wurde für die Expo 64 gebaut, Heute steht sie in Flüelen (UR). Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. Der Komponist Rolf Liebermann bestaunt neben einer Expo-Hostess seine Werk ‹Schreibmaschinenmusik›. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 10. Besucher begutachten riesige Dampflokomotiv-Räder aus Stahl in einem der vielen Ausstelllungsräume der Expo. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Der Schweizer Clown Pio Nock begab sich im Expo-Programm des Zirkus Knie mit dem Fahrrad auf das Hochseil. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 10. 13 Millionen wurden usrprünglich erwartet – Nach Startschwierigkeiten waren aber auch die letztlich 12 Millionen Besucher ein grosser Erfolg. Bildquelle: Keystone.