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Schweiz Das Selbstbild der Schweiz im Jahr 1964: Wehrhaft und verspielt

Die Expo 64 öffnete am 30. April 1964 ihre Tore. Das Land feierte sich selbst, mit einer Nabel- und Leistungsschau. Ziel der Expo war es, Tradition und Moderne zu verschränken. Es war ein schwieriges Unterfangen, auch im historischen Rückblick.

Überall im Land läuteten die Kirchenglocken. Bundespräsident Ludwig von Moos, eröffnete die Expo offiziell: «Ich freue mich, an dieser Stätte die Schweizerische Landesausstellung 1964 eröffnen und sie im Namen des Bundesrates für das Schweizer Volk übernehmen zu dürfen.»

Es war die Zeit des Kalten Krieges. Das Säbelrasseln der Supermächte USA und Sowjetunion beeinflusste auch die Schweiz. Sie war gespalten zwischen dem Öffnen der Grenzen und der Reduit-Mentalität des Zweiten Weltkriegs.

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Die Expo 64 im Rückblick
aus SRF 4 News aktuell vom 30.04.2014.
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Der Historiker Hans-Ulrich Jost, emeritierter Professor für Zeitgeschichte an der Uni Lausanne, spricht von einem Konflikt, der die Expo damals quasi zweigeteilt hatte: «Es war ein Konflikt zwischen einer Generation, die auch von Frisch zum Teil repräsentiert wurde. Sie suchte einen Aufbruch in eine moderne Zukunft. Die Traditionalisten, die der Wirtschaft nahestanden, verteidigten die bewährte autoritäre, folkloristische und patriotische Schweiz verteidigten.»

Die Schweiz als Festung gezeigt

Symbol für die patriotische Schweiz war der Armee-Pavillon «Wehrhafte Schweiz». Es war eine eindrückliche Installation, die insbesondere das männliche Publikum in seinen Bann zog. Die Film-Wochenschau beschrieb sie so: «Drei riesige Pfeile, an Abwehrraketen mahnend, weisen himmelwärts, dahinter ein Igel mit 141 Betonstacheln, treffliches Symbol für die wehrhafte Schweiz, die sich auch im Atomzeitalter ihre Unabhängigkeit bewahren will und kann. Das ist die Festung Schweiz, gerüstet und vorbereitet zu Land und in der Luft, eindrückliche Demonstration unseres Verteidigungsdispositivs.»

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Jean-Claude Gysling zur Expo 64
aus SRF 4 News aktuell vom 30.04.2014.
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Nur unweit dieses Armee-Pavillons fand das Kontrastprogramm statt: das Moderne, das Experimentelle, zum Beispiel in Form der verspielten Tinguely-Skulptur «Heureka». Historiker Jost erinnert sich: «Diese Skulptur aus alten Metallteilen, die sich bewegte und ein fürchterliches Geräusch machte, verbreitete beinahe eine anarchistische Sicht auf die Welt. Es waren zwei ganz verschiedene Bilder, die mir auch im Nachhinein als bezeichnend für den zwiespältigen Geist dieser Expo im Gedächtnis blieben.»

Experimentelles und Traditionelles - auch das Publikum war hin- und hergerissen. Ein Besucher kommentierte: «Ich habe nichts gegen das Neue, das Moderne. Aber ich bin entschieden gegen die Überbetonung und die Überbewertung der Experimente. Aus den Experimenten alleine ist die Schweiz nicht gemacht.»

Geistige Inhalte haben sich verflüchtigt

Was aber ist von der Expo64 geblieben? An geistigen Inhalten nicht viel, bedauert Jost. Dennoch habe Lausanne als Standort enorm profitiert, sagt er: «Beim Gelände westlich von Lausanne am See hat man durch Aufschüttungen Boden gewonnen.» Dort, wo für die Expo viel Erde aufgeschüttet worden ist, sind nun Teile der Uni und der ETH angesiedelt und ein grosser, mit allen erdenklichen Sportanlagen durchsetzter Park. Geblieben ist auch die Autobahn Genf-Lausanne, die erste richtige Autobahn der Schweiz, deren Hauptstück – mit Blick auf die Expo64 – vor etwas über 50 Jahren eröffnet wurde.

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