Die Grundpfeiler stehen noch im See. Darauf die schwarzen Überreste der abgebrannten Badhütte Rorschach. Aber: So bald wie möglich soll an dieser Stelle wieder eine neue Badegelegenheit entstehen. Diesen Entscheid hat der Rorschacher Stadtrat bereits gefällt.
Er kommt damit einem Bedürfnis aus der Bevölkerung nach. Eine kleine Umfrage von SRF vor Ort zeigt: Die meisten der Befragten wünschen sich, dass die Badhütte wieder aufgebaut wird. Und die meisten finden: am liebsten genau so, wie sie vorher war.
«Ich finde, wir sollten das historisch genau so rekonstruieren, wie es war. Es war einfach schön», sagt eine Passantin. Ein Mann meint: «Genau so, wie sie gewesen ist. Genau so! Das war ein Stück Kultur, das wir hier hatten und das soll bleiben.»
Diese Reaktionen überraschen den Kunst- und Kulturwissenschaftler Peter Röllin nicht. Er ist Experte in Sachen Ostschweizer Kulturgüter und sagt: «Diese Stimmen zeigen, dass die Badhütte ein ganz grosser Identifikationspunkt in der Stadt ist.»
Laut dem Stadtrat weiss man in rund zwei Wochen, ob die Statik der abgebrannten Badhütte noch so weit intakt ist, dass darauf etwas Neues gebaut werden kann. Für diese Abklärungen hat er 200'000 Franken bewilligt.
Diese Abklärungen sind auch für den Wissenschaftler Peter Röllin zentral. «Wenn die Stützkonstruktion ersetzt werden muss, stellen sich neue Fragen. Nicht nur zur Rekonstruktion, sondern ob es auch neue Lösungen gibt für eine Badeanstalt am gleichen Ort.»
Auch Stadtpräsident Robert Raths ist dieser Meinung: Erst wenn die Ergebnisse vorliegen, könne man überlegen, wie die neue Badhütte konkret aussehen soll. Klar sei aber, dass die alte und die neue Badhütte nicht identisch sein werden. «Vielleicht hat die Neue ein bisschen eine andere Form. Vielleicht hat sie die gleiche Form, aber innen sieht sie anders aus.» Der Zeitgeist sei ein anderer. «Und die Erwartungen und Bedürfnisse auch.»
Es gäbe auch Lösungen, bei denen quasi der Charakter der Badhütte neu formuliert wird.
Das sieht auch Kunst- und Kulturwissenschaftler Peter Röllin so. «Es sind ganz neue Nutzungsinteressen für eine Badeanstalt da: Bistro, Kultur, Sonnenbaden et cetera.» Das sieht er aber nicht als Problem, sondern sogar als Chance: «Es gäbe auch gute neue Lösungen, bei denen quasi der Charakter der Badhütte neu formuliert wird.»
Wichtig sei aber, dass die Bevölkerung mitreden könne. Die Stadt müsse zuerst genau erklären, wie die Ausgangslage sei und dann müsse es intensive Diskussionen geben.
Damit rennt er bei Stadtpräsident Robert Raths offene Türen ein: «Die Bevölkerung wird stark miteinbezogen werden. Vielleicht braucht es wegen der Höhe des Betrags auch eine Urnenabstimmung.» In Rorschach muss für Projekte von einer Million Franken oder mehr die Stimmbevölkerung befragt werden. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass es zu einer Abstimmung kommen wird.
Der Zeitplan ist aber noch unsicher. Raths sagt, dass bis im Sommer klar sein soll, in welcher Form die Badhütte wieder aufgebaut wird. Und er rechnet damit, dass die neue Badhütte in drei bis vier Jahren steht.