Die Schweiz zeigt sich im weissen Kleid – von den Bergen bis in die Städte. Über 200 Unfälle gab es auf Schweizer Strassen, zudem waren auch Bahnstrecken unterbrochen, Flüge wurden abgesagt oder verspäteten sich. Für viele Menschen hatte der Schnee aber auch positive Auswirkungen. Er hat die Menschen nach draussen gelockt, die Skiorte waren gut besucht. Schnee bedeute für viele Menschen im November eine willkommene Abwechslung, meint Psychologe Björn Rasch.
SRF News: Welchen psychologischen Effekt hat Schnee auf uns Menschen?
Björn Rasch: Schnee hat auf jeden Fall einen Effekt auf den Menschen. Dies liegt vor allem daran, dass wir damit viele schöne Dinge verbinden; beispielsweise Skifahren oder die schön verschneite Landschaft.
Häufig sieht man auch erwachsene Menschen, die sich im Schnee tummeln. Erweckt der Schnee das Kind in uns?
Gerade wenn Menschen früher bereits als Kinder gerne im Schnee gespielt haben, kommt möglicherweise der kindliche Gedanke hervor, dass man ebenfalls draussen im Schnee «spielen» möchte. Kinder lieben es, bei Schnee hinauszugehen, und Erwachsene können sich bei diesem Gedanken eher motivieren, nach draussen zu gehen. Zudem liegt nicht das ganze Jahr hindurch Schnee und es ist nach wie vor etwas Besonderes.
In der trüben Novemberzeit ist Schnee für viele Menschen eine schöne Abwechslung.
Also spielt vor allem das Besondere eine Rolle?
Gerade in unseren Breitengraden haben wir nicht das ganze Jahr hindurch Schnee. In der trüben Novemberzeit ist Schnee für viele Menschen eine schöne Abwechslung. Er verändert die Landschaft, wir sehen unsere bekannte Umgebung völlig neu.
Schnee und Weihnachten hängen irgendwie zusammen. Welchen Einfluss hat dieser Faktor?
Wir sind es uns gewohnt, dass in der Advents- und Weihnachtszeit der Schnee kommt. Diese Assoziierung hängt natürlich auch mit Filmen und Bildern von verschneiten Weihnachtsmärkten zusammen. Für viele Menschen sind schneelose Weihnachten keine richtigen Weihnachten.
Schnee ist hell und wir wissen, dass sich Licht positiv auf die Psyche auswirken kann. Gilt dies auch bei Schnee?
Licht kann gegen die traurige Stimmung helfen, es gibt auch sogenannte Lichttherapien. Richtig wirksam bei Schnee wird es vor allem aber dann, wenn zusätzlich noch die Sonne scheint. Wichtig ist, dass wir bei Schnee in der Schweiz daran denken, etwas aktiv zu unternehmen: Skifahren, in die Berge gehen etc.
Man muss auch sagen, dass viele Menschen keinen Schnee mögen und Schnee auch negativ konnotiert sein kann.
Wenn Schnee auf der Strasse liegt, sind auch die Geräusche etwas gedämpfter; es gibt also weniger Lärm. Wie wirkt sich dies auf unsere Psyche aus?
Ebenfalls beruhigend. Letztlich dämpft der Schnee die typischen Stadtgeräusche ab, und das kann zusätzlich zur Entspannung beitragen. Man muss allerdings auch sagen, dass viele Menschen keinen Schnee mögen und Schnee auch negativ konnotiert sein kann, wenn er zu lange liegt und matschig wird.
Oft hat man das Gefühl, dass die Leute aufgrund des Schneefalls Störungen und Verspätungen im Bahn- oder Autoverkehr gegenüber toleranter sind. Wieso stresst uns der Schnee nicht?
Das könnte eben an diesen positiven Assoziationen liegen, welche die meisten mit dem Schnee verbinden. Aber auch hier muss man vorsichtig sein: In der Schweiz sind sich viele Menschen den Schnee gewohnt. In anderen Ländern und Städten sieht dies möglicherweise etwas anders aus. Ich habe gerade kürzlich mit jemandem aus Paris gesprochen. Wenn dort ein Zentimeter Schnee liegt, fällt, ein bisschen zugespitzt, der ganze Verkehr aus.
Das Gespräch führte Yves Kilchör.