Der Traum vom Eigenheim wird für viele Personen immer weniger erschwinglich. Allein in den vergangenen fünf Jahren sind die Preise für Einfamilienhäuser im Kanton Zürich um ein Viertel gestiegen, wie eine neue Studie der Zürcher Kantonalbank zeigt. Ursina Kubli, Immobilienexpertin der ZKB, weiss, wo die Preise am stärksten gestiegen sind und wo es Hoffnung gibt.
SRF: Junge Leute können sich im Kanton Zürich heute ein Eigenheim eigentlich nicht mehr leisten. Woran liegt das?
Ursina Kubli: Wir haben in den letzten Jahren sowohl bei Häusern als auch bei Stockwerkeigentum eine enorme Preissteigerung erlebt. Gerade weil das Einkommen und das Vermögen der Leute nicht im gleichen Rahmen gewachsen ist, ist es anspruchsvoller geworden.
Wo im Kanton sind die Preise am meisten gestiegen?
Sie sind dort am meisten gestiegen, wo die Immobilien sowieso schon teuer sind. Das erstaunt vielleicht. Denn während der Pandemie hat man gedacht, dass viele Leute in günstigere Wohnlagen ausweichen. Rückblickend war das aber nicht der Fall. Gerade die Stadt Zürich und die Seegemeinden haben in den letzten Jahren preislich enorm zugelegt.
Wo können sich die Leute noch ein Eigenheim leisten?
Je weiter man aus den Zentren in die ländlichen Gebiete geht, desto günstiger wird es. Vereinzelt gibt es immer noch Einfamilienhäuser unter einer Million Franken zu kaufen. Aber dafür muss man wirklich an den Rand des Kantons Zürich gehen. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostet im Kanton Zürich mittlerweile 1.6 Millionen Franken, eine durchschnittliche Eigentumswohnung 1.2 Millionen Franken.
Das Angebot ist nicht nur bei den Eigenheimen knapp, sondern auch bei Mietobjekten. Was bedeutet das für die Gesellschaft?
Das hat grosse Auswirkungen. Dass man sich das Eigenheim nicht leisten kann, ist ja nicht neu. Aber vor wenigen Jahren hatte man wenigstens am Mietwohnungsmarkt noch eine schöne Auswahl. Zurzeit hält die Bautätigkeit aber nicht Schritt mit der Bevölkerungsentwicklung. Es gibt also immer weniger freie Mietwohnungen und dadurch wird auch hier die Suche immer schwieriger. Wenn Wohnraum so rar ist, wird das auch gesellschaftlich ein Thema.
Sehen Sie denn bei Eigentumswohnungen eine Entspannung auf dem Markt?
Eine gewisse Entspannung wird es aufgrund der Demografie geben. Über die Hälfte der Hausbesitzer sind bereits 60 Jahre oder älter. Das heisst, sie setzen sich natürlich auch mit der Frage auseinander, welche Wohnform sich für sie im Alter eignet. Einige unter ihnen finden eine Anschlusslösung und verkaufen ihr Haus.
Und was bräuchte es sonst, damit sich Junge vielleicht doch einmal ein Eigenheim leisten könnten?
Es sind sicher Kompromisse nötig. Wenn man sich ältere Objekte ausserhalb der Zentren anschaut, dann sind auch die Preise tiefer. Aber ich glaube auch, dass es bei der Suche immer noch eine Portion Glück braucht. Zum Beispiel, dass man besonders früh Wind bekommt von einem Verkauf.
Das Gespräch führte Elisabetta Antonelli.