Es mangelt an Lehrkräften in der Schweiz, aber auch in Deutschland. Weil der Lohn hierzulande attraktiver ist, arbeiten viele deutsche Lehrpersonen in der Schweiz. Ein grosses Problem, sagt der deutsche Gewerkschafter Udo Beckmann.
SRF News: Wie gross ist der Lehrermangel in Deutschland?
Udo Beckmann: Sehr gross. Wir wissen nicht, wie wir die offenen Stellen mit originär ausgebildeten Lehrkräften besetzen sollen. Daher ist es ein grosses Problem, wenn von den vorhandenen Lehrkräften noch welche in andere Länder abwandern. Sie hinterlassen so zusätzliche Lücken, die in Deutschland nicht abgedeckt werden können.
Müssen deutsche Schulen nun ebenfalls auf ausländische Lehrpersonen zurückgreifen?
Wir helfen uns damit, dass wir Personen, die nicht originär ausgebildete Lehrkräfte sind, einstellen. Diese müssen erst noch auf ihre neue Aufgabe vorbereitet werden. Das kann natürlich nur eine Notlösung sein. Diese greift zurzeit aber immer weiter um sich, weil der Anteil freier Stellen regional zum Teil sehr hoch ist.
Wo ist das Problem am grössten?
In der Primarstufe, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen oder Sachsen. Auch in Baden-Württemberg haben wir bei der Besetzung Probleme.
Grundschullehrkräfte verdienen im Schnitt 500 Euro weniger als ein Gymnasiallehrer beim Berufseinstieg.
Wie wollen Sie als Vertreter den Lehrermangel bekämpfen?
Der Verband Bildung und Erziehung streitet dafür, dass die Bezahlung der Lehrkräfte – insbesondere die der Grundschullehrkräfte – deutlich besser wird. Grundschullehrkräfte verdienen im Schnitt 500 Euro weniger als ein Gymnasiallehrer beim Berufseinstieg.
Das heisst, Ihre Probleme sind identisch mit der Schweiz – nur auf einer anderen Stufe.
Genau. Für unsere Lehrkräfte, die in der Nähe der Schweiz wohnen, ist es natürlich attraktiv über die Grenze zu gehen, weil Lohn und Ausstattung besser sind. Wenn wir es nicht schaffen, dass Schulen mit besserer Bezahlung und Ausstattung gegensteuern, werden wir das Problem noch auf lange Sicht haben.
Das Gespräch führte Andrea Jaggi.