Die afghanische Gemeinschaft in der Schweiz verfolgt ganz genau, was in der Heimat vor sich geht. Die schnelle Machtübernahme durch die Taliban beschäftigt die rund 20'000 Afghaninnen und Afghanen, die hier leben. Viele sorgen sich um Familienangehörige.
Sie wollen natürlich fliehen, aber sie können nicht, momentan sind alle Grenzen geschlossen
«Sie wollen natürlich fliehen, aber sie können nicht, momentan sind alle Grenzen geschlossen», sagt zum Beispiel Djafar Scharifi, Vorstandsmitglied des afghanischen Kulturvereins Bamian aus dem Kanton Zürich. «Wir sind schockiert, niemand glaubte, dass die Taliban in zehn Tagen ganz Afghanistan übernehmen», erklärt er.
Kontakt zu den Schwestern abgebrochen
Kioskbetreiber Hamid Zolfekari besuchte seine Schwestern noch im April in Kabul. Doch vor ein paar Tagen brach der Kontakt zu ihnen ab. Auch seine Gedanken sind bei seinen Familienangehörigen. «Ich mache mir Sorgen. Ich mache mir auch für andere Afghanen Sorgen. Wir leben hier, alle dort haben jetzt eine sehr schwierige Situation und Angst», sagt Zolfekari.
Aman Afzali flüchtete als 15-Jähriger in die Schweiz. Für ihn ist klar: Angehörige von ihm sind jetzt in Lebensgefahr, denn in der Vergangenheit verlor er bereits Familienmitglieder. «Ein paar wurden abgeschlachtet, sind umgebracht worden auf eine schreckliche Weise.... Die, die jetzt in Afghanistan, in Kabul und Behsud leben, die haben Angst, ob sie noch zwei Stunden später am Leben sind oder nicht.»
Die, die jetzt in Afghanistan leben, haben Angst, ob sie noch zwei Stunden später am Leben sind oder nicht.
Djafar Scharifi vom Kulturverein Bamian plagt die Ungewissheit: «Alle von meiner Familie haben Angst, sie wissen nicht, was passiert. Das Problem ist, dass sie nicht wissen, wann die Taliban kommen, um anzugreifen und alle Leute umzubringen... Sie haben Angst um ihr Leben.»
Angst, kein Kontakt, Ungewissheit. Hoffnung dürfte für sie in den nächsten Tagen und Wochen kaum aufkommen.