Ob Facebook, Instagram oder Linkedin: Auch Schweizer Gemeinden setzen vermehrt auf soziale Medien, allerdings nur zögerlich – das zeigt eine schweizweite Studie der Kommunikationsagentur Gromann Partner. Nur etwa jede dritte Gemeinde ist in den sozialen Medien aktiv.
Was auffällt: Es besteht ein digitaler Röstigraben. Westschweizer Gemeinden sind deutlich aktiver als die Gemeinden in der übrigen Schweiz.
Als Beispiel die zweisprachige Stadt Biel: Die Stadt bewirtschaftet gleich mehrere Social-Media-Kanäle. Auf Instagram etwa gibt es einen Film, der erklärt, was Biel besonders macht. Aber auch auf Linkedin, X und Facebook ist die Stadt aktiv.
«Unsere Kommunikation kommt gut an, aber sie braucht auch Ressourcen», sagt der Stadtschreiber von Biel, Julien Steiner. Konkret: eine Vollzeitstelle für die Bewirtschaftung sämtlicher Kanäle.
Nicht auf den sozialen Medien anzutreffen ist beispielsweise die Berner Vorortsgemeinde Muri. «Hauptgrund sind die Ressourcen, sowohl finanziell als auch personell», sagt Gemeindepräsident Jan Köbeli. Schliesslich sei es nicht damit getan, einen Account zu eröffnen. Dieser müsse auch bewirtschaftet werden.
«Bis jetzt habe ich noch keine Kritik aus der Bevölkerung gehört, dass wir nicht auf Facebook oder anderen sozialen Medien sind», so Jan Köbeli. Die Gemeinde lasse ein Informationsblatt in die Briefkästen verteilen, das reiche für den Moment.
Die Nachbarn geben den Takt vor
Als möglichen Grund für den Social-Media-Röstigraben sieht Adrian Ritz, Professor für Public Management, dass sich die Westschweizer Gemeinden an den Nachbarländern Frankreich und Italien orientieren: «Dort spielen soziale Medien eine deutlich grössere Rolle als in der Schweiz.»
Das führe dazu, dass auch Mitarbeitende von Westschweizer Gemeinden sowie Politikerinnen und Politiker vermehrt die sozialen Medien nutzen. Gleichzeitig schauen die Gemeinden auch, was die umliegenden Gemeinden machen. Heisst: Wenn eine Gemeinde besonders aktiv ist, ziehen andere nach – der sogenannte Dominoeffekt.
In der lateinischen Schweiz gibt es eine stärker ausgeprägte Debattenkultur.
Zudem gebe es in der Westschweiz mehr Gemeinden, die über ein Parlament anstelle einer Gemeindeversammlung verfügten. Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier in den Gemeinden sind selbst in den sozialen Medien aktiv, was wiederum mehr Gemeinden auf Instagram und Co. bringe.
«In der lateinischen Schweiz gibt es eine stärker ausgeprägte Debattenkulturr», fügt Adrian Ritz an. Meinungen würden stärker geäussert und Informationen eher geteilt. Diesem Bedürfnis kommen die sozialen Medien nach. «Dem gegenüber steht die höhere Reserviertheit in der Deutschschweiz.»
All dies führe zu diesem Röstigraben zwischen französischsprachigen und deutschsprachigen Gemeinden, wie sie die sozialen Medien wie Linkedin, Instagram und Facebook nutzen.
Für den Professor für Public Management, Adrian Ritz, ist klar, wohin der Weg führt: «Das öffentliche Gemeindewesen muss mit der Bevölkerung in Kontakt und im Austausch bleiben. Und wenn man bedenkt, wie sich das Kommunikationsverhalten der Bevölkerung verändert, dann gehört Social Media heute dazu.»