- In Zürcher Gefängnissen sollen bisher analoge Abläufe vermehrt digitalisiert werden.
- Den Inhaftierten werden Laptops zur Verfügung gestellt, einen freien Zugang zum Internet gibt es jedoch nicht.
- Mitarbeitende sollen entlastet werden, Inhaftierte sollen sich nach ihrer Entlassung besser im Alltag zurechtfinden.
- Das Projekt kostet knapp 15 Millionen Franken und soll 2033 abgeschlossen sein.
Heute läuft der Gefängnis-Alltag in weiten Teilen analog ab: Wer als Gefangener in Zürcher Gefängnissen zum Beispiel im internen Kiosk etwas kaufen möchte, muss ein Formular ausfüllen, bei den gewünschten Artikeln ein Häkchen setzen und das Formular abgeben. Das ist für Gefangene wie Mitarbeiter gleichermassen aufwendig und soll sich jetzt ändern.
Für gewisse Dinge sind zwar bereits Onlinedienste im Einsatz, diese seien jedoch veraltet, sagt Nadine Lumme, Projektleiterin Kommunikation Justizvollzug und Wiedereingliederung des Kantons Zürich. Eine Modernisierung sei notwendig: «Es gibt einen Wirrwarr an verschiedenen Angeboten, durch die neue Lösung wird das harmonisiert.»
Freies Surfen in der Zelle ist nicht vorgesehen
Die neue Lösung heisst «Smart Prisons Zürich» Der Regierungsrat hat für das Projekt grünes Licht gegeben. Einige Inhaftierte haben neu Zugang zu gesicherten Laptops. Einen freien Zugang zum Internet gibt es jedoch nicht – auch keine Dienste wie WhatsApp oder Social Media. «Das ist nicht vorgesehen, nicht zum jetzigen Zeitpunkt», präzisiert Lumme. Welche Inhalte das Projekt «Smart Prisons» in zehn Jahren zulasse, könne sie heute nicht sagen.
Sicherheit wird grossgeschrieben
Könnten versierte Häftlinge das System nicht hacken? Lumme verneint. «Die Gefahr sehe ich nicht.» Die Software-Plattform sei erprobt und komme bereits in anderen Gefängnissen zum Einsatz. «Datenschutz ist uns extrem wichtig.» Ein grosses Vorbild sei zum Beispiel Finnland. Dort sei «Smart Prisons» bereits umgesetzt. Ähnliche Projekte gebe es auch in Bern und Graubünden. Mit ihnen seien Projektdaten ausgetauscht worden.
Trotz Digitalisierung: Nicht jeder Gefangene im Kanton Zürich bekommt nun einen eigenen Laptop. «Das ist individuell, je nach Haft-Setting und Institution», erklärt Lumme. Im Massnahmenzentrum Uitikon zum Beispiel, wo junge Erwachsene betreut werden, sei der Zugang zu einem Laptop wichtig. «Bei ihnen geht es darum, dass sie den Anschluss nicht verlieren.»
99 Prozent der Inhaftierten kommen wieder frei und werden unsere Nachbarn.
Ganz generell sagt der Zürcher Regierungsrat in seiner Mitteilung: «99 Prozent der Inhaftierten kommen wieder frei und werden zu unseren Nachbarn.» Je besser sie auf das Leben in Freiheit vorbereitet seien, umso eher gelinge die Wiedereingliederung in die Gesellschaft.