Der Dachstuhl der Kathedrale Notre-Dame in Paris war teilweise aus Eichenholz gebaut. Weil Holz entflammbar ist, dreht sich nun die Diskussion auch darum, ob eine Rekonstruktion des Spitzturms und des Dachstuhls der Kathedrale mit Holz sinnvoll ist.
Anders als sein Ruf ist Holz im Brandfall durchaus widerstandsfähig. Der nachwachsende Rohstoff kommt darum regelmässig als Baustoff zum Einsatz, sagt Hanspeter Kolb, Leiter des Kompetenzbereichs Brandsicherheit und Bauphysik an der Berner Fachhochschule (BFH):
«Es ist heute durchaus möglich, Holzbauten so zu bauen, dass sie genau die gleiche Sicherheit haben wie Bauten in Beton oder Stahl oder in Backstein.» Die Vorschriften über den Feuerwiderstand gälten für alle Baustoffe gleichermassen, erklärt Kolb: «Bei Gebäuden bis zu 11 Metern Höhe müssen Tragwerke 30 Minuten Feuerwiderstand aufweisen. Bei höheren Gebäuden sind es 60 Minuten. Und ab 30 Metern Höhe 90 Minuten.»
Erhalt der Tragfähigkeit
An der ETH Zürich wird im Labor das Verhalten von Holz im Brandfall anhand verschiedener Feuer-Szenarien erforscht. Holz ist im Gegensatz zu anderen Baustoffen entflammbar. Das spricht im Brandfall aber nicht grundsätzlich gegen Holz, sagt Andrea Frangi, Professor für Holzbau am Institut für Baustatik und Konstruktion:
«Holz hat ein interessantes Brandverhalten. Und zwar, weil es während des Brandes einen Teil des Material, des Querschnitts, verliert. Das Holz wird in Holzkohle umgewandelt. Aber es bleibt ein Restquerschnitt und dieser ist tragfähig.»
Bei einem Brandfall wird Holz zwar äusserlich zerstört, durch die Holzkohleschicht bleibt es aber im Innern geschützt. Die Tragfähigkeit bleibt dadurch intakt. Damit Brände sich nicht ausbreiten können, sollte zudem möglichst wenig Hitze in angrenzende Stockwerke vordringen.
Holzkonstruktionen bleiben gefragt
«Dabei ist es eigentlich egal, wo es zu brennen beginnt. Wichtig ist, dass eine Konstruktion nicht zusammenfällt, dass sie den Durchgang von Feuer und Rauch verhindert und dass sie auch den Durchgang der Wärme verhindert.»
Und das schafft Holz heutzutage. Der Baustoff ist auch dank Brandschutz-Massnahmen wie Rauchmeldern und Sprinkler-Anlagen sicherer geworden. Dadurch bleiben Holzkonstruktionen gefragt: So entstand in Rotkreuz (ZG) erst kürzlich das erste Hochhaus aus Holz in der Schweiz. Und bis Ende Jahr folgt bereits das Nächste: Es wird 60 Meter hoch sein.