Während linke und grüne Kreise die Tempo-30-Pläne der Stadt Zürich begrüssen, kommt von rechts Kritik. Einer, der sich seit Jahren vehement gegen die Verlangsamung des Stadtverkehrs ausspricht, ist der Zürcher SVP-Nationalrat Gregor Rutz.
SRF News: Langsamerer Verkehr, weniger Lärm: Aus Sicht von Fussgängern und Anwohnerinnen klingt das gut. Was spricht aus Ihrer Sicht dagegen?
Gregor Rutz: Wer in der Stadt wohnt, möchte zentral wohnen, er möchte an den Verkehr angebunden sein und Restaurants und Veranstaltungen besuchen – und das ist selbstverständlich mit Lärm verbunden. Wer also mitten in der Stadt wohnt und sich permanent über Lärm beklagt, hat nicht begriffen, dass er wohl besser aufs Land ziehen müsste.
Wer mitten in der Stadt wohnt und sich über Lärm beklagt, sollte besser aufs Land ziehen.
Ich wohne selber auch in der Stadt, in der Nähe hat es mehrere Spitäler. Entsprechend gibt es viel Lärm von Helikoptern, die starten und landen. Und da käme auch niemand auf die Idee, die Notfall-Flüge wegen des Lärms während der Nacht zu verbieten.
Die Stadtregierung beruft sich ihrerseits auf die eidgenössische Lärmschutzverordnung, welche sie verpflichte, die Bewohnerinnen und Bewohner vor übermässigem Lärm zu schützen...
Die Auslegung dieser Lärmschutzverordnung scheint mit zunehmend ein Problem zu sein. Sie führt zu immer absurderen Resultaten. Da müssen wir wohl über die Bücher. Auf Bundesebene gibt es auch ganz andere Vorgaben: Bis 2040 sollen 28 Milliarden Franken in die Nationalstrassen investiert werden, um den Verkehr zu entlasten. In den letzten 15 Jahren sind eine Million Leute eingewandert, deshalb braucht es mehr Verkehrskapazitäten.
Man will das Auto aus der Stadt verbannen.
Entsprechend werden auch in die Anschlüsse zwischen Autobahnen und den lokalen Strassennetzen der Agglomerationen und Städten Millionen investiert. Dieser Auftrag steht in der Bundesverfassung, das sind die Vorgaben der schweizerischen Verkehrspolitik. Die Zürcher Stadtregierung macht nun das Gegenteil. Sie will die Stadt abschotten und handelt damit gegen die Bundesverfassung. Das Ganze ist eine ideologische Diskussion: Man will das Auto aus der Stadt verbannen.
Die Zürcher Stadtregierung betont, dass an Strecken, an denen keine Leute wohnen, weiterhin Tempo 50 gelten soll. Klingt das nach einem Kompromiss?
Nein. Wer davon spricht, Hauptverkehrsachsen beruhigen und dort Tempo 30 einführen zu wollen, der hat nicht begriffen, worum es in der Verkehrspolitik geht. Lieferanten oder Handwerker müssen zu ihren Kunden hinfahren können, sie müssen einen Parkplatz finden, sie müssen arbeiten. Es sind die Unternehmen und Gewerbebetriebe, welche in der Stadt Steuern bezahlen. Wenn jene, welche das Ganze finanzieren sollen, in ihrer Arbeit behindert werden, dann stimmt doch etwas nicht mehr.
Werden Sie gegen die Pläne der Zürcher Stadtregierung etwas unternehmen?
Jetzt ist vor allem der Kanton Zürich gefordert. Die Volkswirtschafts- und die Verkehrsdirektion müssen schauen, dass der Verkehr im Kanton Zürich funktioniert. Wenn nun die beiden grössten Städte plötzlich eine Abschottungspolitik betreiben, ist das nicht mehr gegeben und es sind volkswirtschaftliche Schäden zu befürchten. Zudem werde ich als Einwohner der Stadt Zürich dafür schauen, dass alle möglichen Mittel ergriffen werden, um solchen Unsinn zu verhindern.
Das Gespräch führte Roger Aebli.