Der Arzt und Genfer CVP-Politiker Bertrand Buchs hat einen Vorstoss lanciert, der zuckerhaltige Getränke im Kanton über eine Zuckersteuer teurer machen soll.
«Wir sehen eine enorme Zunahme von chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Fettleibigkeit, die durch Zuckerkonsum ausgelöst werden», sagt er. Auch viele Jugendliche würden daran erkranken. «Darum müssen wir diese Krankheiten und ihre Ursachen bekämpfen.»
Prävention verstärken
Nach Einführung einer Zuckersteuer würden Süssgetränke wohl einige Rappen teurer – die Details seien aber noch offen, so Buchs. Die erhofften Einnahmen sollen in die Prävention gesteckt werden.
Buchs schweben «grosse Aufklärungskampagnen» vor. Vor allem in Genfer Problemquartieren, wo man eine enorme Zunahme ernährungsbedingter Krankheiten wie Diabetes und Fettsucht beobachte, sollen diese lanciert werden, sagt der Arzt.
Es gibt eine enorme Zunahme von chronischen Krankheiten, die durch Zuckerkonsum ausgelöst werden.
Das Beispiel aus Ländern wie Frankreich zeige, dass nach Einführung einer Zuckersteuer der Konsum deutlich gesunken sei, betont Buchs. Mittlerweile gibt es in weltweit mehr als 30 Ländern eine Zuckersteuer, meist in Form einer Süssgetränke-Steuer. Und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt sie. Damit wächst der Druck für eine solche Abgabe nicht nur im Kanton Genf, sondern schweizweit.
Steuer die falsche Massnahme?
Das beobachten nicht nur Nahrungsmittelhersteller mit Sorge. Auch die wirtschaftsnahe Denkfabrik Avenir Suisse findet, das sei der falsche Weg. Ziel sei, Übergewicht oder Diabetes zu reduzieren, sagt deren Forschungsdirektor Jérôme Cosandey.
Die Privatwirtschaft ist effizienter als eine Steuer.
Doch das sei allein mit einer Zuckersteuer nicht zu erreichen. Bei Übergewicht spielten auch andere Faktoren wie Bewegung oder genetische Veranlagung eine Rolle, so Cosandey.
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Avenir Suisse kommt deshalb in einer neuen Studie zur Gesundheitsprävention zum Ergebnis, dass staatliche Regulierung ohnehin nicht zielführend sei. Wenn schon müsse man rasche und einfache Massnahmen ergreifen. «Und da ist die Privatwirtschaft effizienter als eine Steuer», so der Avenir-Suisse-Forschungsdirektor. Auch der Bundesrat setzt auf Freiwilligkeit.
Freiwilligkeit stösst an Grenzen
Schon 2015 haben deshalb zehn Lebensmittelproduzenten und Händler, darunter Nestlé, Coop und Migros, in der «Erklärung von Mailand» versprochen, schrittweise weniger Zucker in ihre Joghurts und Müslis zu rühren. Der Zuckerverbrauch in der Schweiz ist seitdem zwar gesunken – er ist aber immer noch doppelt so hoch, wie die WHO empfiehlt.
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Man erwarte mehr, schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit auf Anfrage. Daher sollen jetzt noch weitere Produkte wie Süssgetränke in die freiwillige Vereinbarung einbezogen werden. Ob der freiwillige Ansatz den gewünschten Erfolg bringt, werde dann in zwei Jahren entschieden.
Die Mailänder Erklärung hat so gut wie nichts gebracht.
Dem Arzt Bertrand Buchs ist das zu wenig. «Die Mailänder Erklärung hat einen Rückgang von drei Prozent Zucker gebracht. Das ist so gut wie nichts.» Die Erklärung sei eher ein Feigenblatt. Um die Risiken des Zuckers zu bekämpfen, tauge der freiwillige Ansatz nicht, findet der Arzt.
Deshalb will Buchs die Zuckersteuer im Kanton Genf weiter vorantreiben – auch wenn sie auf nationaler Ebene derzeit keine Chance hat. Was in Genf jetzt noch fehlt, ist die Umsetzung.