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Dorfladen täglich geöffnet Aargauer Dorf testet automatisierten Selbstbedienungsladen

Die Einwohner des Dorfes Abtwil AG haben sich einen Laden gewünscht. Die Testphase für den Selbstbedienungsladen läuft.

Ein Dorf ohne Einkaufsladen? Das aargauische Abtwil mit seinen 1200 Einwohnerinnen und Einwohnern hat zwar zwei Restaurants, aber der letzte richtige Laden schloss 2021 seine Türen. «Die Post ist weg, die Bank ist weg, der Metzger ist weg, der Dorfladen ist weg. Das hat in der Bevölkerung den Wunsch geweckt, dass man wieder einen Dorfladen hat», erklärt Gemeinderat Roland Bühler die damalige Situation. Eine Umfrage bei der Bevölkerung habe gezeigt, dass das Bedürfnis nach einer Einkaufsmöglichkeit bestehe.

Wer füllt die Lücke? Eine Arbeitsgruppe suchte daraufhin einen Betreiber für einen neuen Dorfladen. Aber klassische Läden hätten kein Interesse gehabt, erinnert sich Roland Bühler. Da sei man auf «La Petite Épicerie» gestossen, ein Konzept, das den Gemeinderat von Abtwil überzeugt habe. Das Unternehmen hatte bereits mehrere Läden in der Westschweiz, 2021 kam dann in Abtwil der erste in der Deutschschweiz dazu.

Wie funktioniert der Laden? «La Petite Épicerie» in Abtwil ist in einem ehemaligen Schiffscontainer untergebracht. Der Laden ist 365 Tage im Jahr geöffnet, rund um die Uhr. Zutritt erhält man als Kundin oder Kunde mit einer App. Mit dieser scannt man auch seine Einkäufe. Es gilt Selbstbedienung, ausser am Samstagmorgen. Personal braucht es nur zum Auffüllen der Regale. Das Konzept sei nicht kompliziert und funktioniere auch für ältere Leute, sagt Roland Bühler. «Wir haben eine 90-jährige Person im Dorf, die sich extra für den Laden ein Smartphone gekauft und eine Bankkarte organisiert hat. Sie geht jetzt da einkaufen.»

Container mit Selbstbedienungsladen und Tischen und Stühlen davor
Legende: Nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit, sondern auch ein Treffpunkt: Der Selbstbedienungsladen in Abtwil AG. SRF / Christoph Studer

Was ist das Angebot? Der Laden führt ein Grundsortiment, zum Beispiel Guetzli, Mayonnaise und Geschirrspülmittel. Daneben stehen auch lokale, regionale und frische Produkte zum Verkauf. Die Preise seien höher als im Supermarkt, sagt Gemeinderat Roland Bühler, der selber zum Betriebsteam des neuen Ladens gehört. Dafür spare man den Anfahrtsweg, gibt er zu bedenken.

Wie zufrieden sind die Leute im Dorf? Er finde es wichtig, dass es eine Einkaufsgelegenheit im Dorf gebe, meint ein älterer Herr gegenüber SRF: «Aber ich hätte lieber einen Laden, eine freundliche Verkäuferin, mit der man reden kann oder fragen, wo was ist.» Andere begrüssen das Angebot: «Man vergisst etwas, der Kühlschrank ist leer. Dann kaufe ich hier gerne frisches Obst und Gemüse», sagt eine Kundin. Eine andere: «Wenn ich kurzfristig Besuch erhalte, dann gehe ich schnell was einkaufen. Einen Kuchen etwa.»

Schmaler Lebensmittelladen mit vollgepackten Regalen auf beiden Seiten.
Legende: Der Selbstbedienungsladen bietet ein Grundsortiment, aber auch lokale und regionale Waren. SRF / Christoph Studer

Wie zufrieden sind die Lieferanten? Das Ehepaar Frei hält in Abtwil Schafe und verkauft seine Produkte im Selbstbedienungsladen. Das grosse Geschäft würden sie nicht machen, meint Marcel Frei. Es sei aber eine gute Chance, die eigenen Produkte auch regional zu vermarkten. «Vom Finanziellen her rechnet es sich aber nicht für uns», sagt Melanie Frei.

Wie geht es weiter? Die Gemeinde unterstützt den Laden während des Testbetriebs jährlich mit einem vierstelligen Betrag. Der Testbetrieb läuft noch drei Jahre. Dann habe es wieder die Bevölkerung in der Hand, wie es mit dem Laden weitergehe, heisst es bei den Verantwortlichen der Gemeinde. Das Beispiel Abtwil könnte aber auch in anderen Gemeinden Schule machen: Der Selbstbedienungsladen werde regelmässig von Gemeindevertreterinnen und -vertretern besichtigt.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 8.4.2025, 17:30 Uhr ; 

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