Die Corona-Pandemie hat einiges verändert. Der Drogenhandel gehört nicht dazu. Weil die Partylokale geschlossen waren, wurden in der ersten Corona-Welle etwas weniger illegale Drogen konsumiert. Dennoch blieb der Stoff immer verfügbar. Auch punkto Reinheit und Preis änderte sich nichts.
Die Grenzen waren durchlässig.
Dabei machte es auch keinen Unterschied, dass die Grenzen geschlossen waren. Heroin und Kokain etwa waren trotzdem im Umlauf.
Business as usual beim Drogenhandel
«Der Handel konnte zu unserem Erstaunen weiterhin wie gewohnt stattfinden», bestätigt Frank Zobel, Vizedirektor des nationalen Sucht-Kompetenzzentrums Sucht Schweiz.
Zobel hatte erwartet, dass der Drogenhandel nicht mehr wie vorher funktionieren würde, aber: «Die Grenzen waren durchlässig».
Über die grüne Grenze geschmuggelt
Um die Absperrungen zu umgehen, waren die Drogendealer erfinderisch: Sie fuhren in öffentlichen Verkehrsmitteln über die Grenze oder schmuggelten grössere Mengen in Lastwagen und Autos. Dazu benutzten sie auch die grüne Grenze im Wald.
Dank solcher Methoden seien die Drogen immer verfügbar gewesen, weiss Zobel. Wenn ein Händler Mühe hatte, an Stoff zu kommen, habe ein anderer seinen Platz eingenommen.
Einen relativ grossen Engpass gab es lediglich beim Cannabis, das im Shutdown im Frühling 2020 kurzzeitig knapp wurde. Cannabis werde in der Schweiz äusserst selten knapp, so Zobel. Ein Teil werde in der Schweiz selbst produziert, der andere komme meistens über die Niederlande, Spanien und Albanien in die Schweiz.
Cannabis-Konsumenten kauften im Darknet
Doch im letzten Frühling stockten die Lieferungen aus dem Ausland. Wegen des harten Lockdowns in Spanien und Frankreich seien diese Importe nicht mehr so einfach in die Schweiz gekommen. Die Konsumentinnen und Konsumenten hätten im Shutdown 2020 das Gras vermehrt im Darknet gekauft.
Auch bei der Partydroge Ecstasy wurde kaum weniger konsumiert, obwohl Lokale und Clubs geschlossen waren. Der Experte von Sucht Schweiz geht davon aus, dass die Drogenpartys vermehrt in privaten Wohnungen stattfanden.
All diese Erkenntnisse stammen aus eigenen Untersuchungen von Sucht Schweiz. Weil es bis anhin kein Datenmaterial zum Thema gab, beschloss die Stiftung, selbst zu forschen. Expertinnen und Experten untersuchten Abwasserdaten, gebrauchte Spritzen, sprachen mit Drogenfahndern und Konsumenten in den Kantonen Zürich, Genf, Neuenburg und Waadt. Zudem glichen die Schweizer Fachkräfte ihre Ergebnisse mit internationalen Organisationen ab.