Kinder spielen auf dem Spielplatz – unweit davon konsumieren Drogenabhängige Crack oder geben sich dem Rausch hin. Diese Szenen spielen sich derzeit ab und an am helllichten Tag in der Stadt Zürich ab.
In der Bäckeranlage, einem öffentlichen Freiraum mit Park, im Stadtzürcher Kreis 4 soll sich momentan so etwas wie eine neue offene Drogenszene bilden. Dies haben die NZZ und andere Medien neulich berichtet.
Anwohner sind beunruhigt und verängstigt
Bis zu 40 Drogensüchtige sollen hier verkehren und vor allem die Droge Crack kaufen und konsumieren: dies mitten in der Stadt, umgeben von Wohn- und Schulhäusern und Gewerbe-Betrieben.
Anwohnerinnen und Anwohner, Eltern und Gewerbetreibende sorgen sich oder sind verängstigt. Mehrere äussern in den Medien ihre Ängste und Befürchtungen, schildern Erzählungen über gefundene Drogenutensilien, eine aggressive Stimmung, ja gar über Gewalt.
Bei solchen Ereignissen kommt in Zürich schnell die Angst auf, es könnte eine neue offene Drogenszene geben wie in den 80er- und 90er-Jahren beim Platzspitz: Damals konsumierten dort Tausende Drogenabhängige Tag und Nacht primär Heroin.
Doch so weit ist die derzeitige Situation bei der Bäckeranlage noch lange nicht. Das ergibt sich nur schon aus der deutlich kleineren Anzahl der Drogenabhängigen, die dort verkehren.
Stadt will eine offene Drogenszene verhindern
Die Stadt ihrerseits will indes eine neue offene Drogenszene verhindern. «Das ist eine schwierige Situation, die wir sehr ernst nehmen müssen», sagt der Stadtzürcher Sozialvorsteher Raphael Golta (SP) gegenüber Radio SRF.
Es habe in der Stadt Zürich in den letzten 30 Jahren zwar immer wieder Hotspots gegeben. Bei der Bäckeranlage entwickle sich jetzt aber eine Szene, die nicht gut sei, weil dort tatsächlich eine grössere Anzahl Menschen Drogen konsumiere.
Die Stadt beobachte die Situation sehr genau und plane Massnahmen: Zum einen wird die polizeiliche Präsenz vor Ort gestärkt, ebenso sollen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter mit den Drogenabhängigen im Austausch stehen.
«Auf der anderen Seite brauchen wir im Zentrum eine Übergangslösung für eine neue Kontakt- und Anlaufstelle», sagt Golta. Eine solche nämlich fehlt im Stadtzentrum, seit die Stadt ihre in der alten Kaserne schliessen musste. Diese wird zu einem Bildungszentrum umgebaut.
Ersatzanlaufstelle liegt weit entfernt
Gegenwärtig befindet sich eine städtische Ersatzstelle in der Brunau, mit dem öffentlichen Verkehr rund 30 Minuten von der Bäckeranlage entfernt. «Diese ist aber relativ weit weg vom Zentrum und auch nicht so gut erreichbar», sagt Heike Isselhorst vom Stadtzürcher Sozialdepartement.
Die Stadt suche derzeit intensiv nach einem neuen Standort, der näher beim Kreis 4 liegt – bis jetzt aber erfolglos: «Es ist nicht ganz einfach, denn es ist kein Angebot, das in Nachbarschaften sehr begrüsst wird», sagt Isselhorst.
Man sei mit Hochdruck daran, dort immerhin ein Provisorium zu finden, bis man in der Nähe zum Hotspot eine dauerhafte Lösung habe. Das Ziel sei es, die Bäckeranlage und das Quartier zeitnah zu entlasten.