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Crack: Genf hat mit Drogenproblemen zu kämpfen
Aus 10 vor 10 vom 20.06.2022.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 22 Sekunden.

Drogenkonsum in Genf Genf und das massive Problem mit Drogen

Die Sucht beginnt mit der ersten Pfeife, von da an geht es abwärts. Davon loszukommen, ist extrem schwierig. Die harte Droge Crack ist derzeit in Genf ein massives Problem. Seit mehr als einem Jahr wird der Genfer Drogenmarkt von Crack überflutet. Die Präventionsfachstellen sind stark gefordert.

Das Genfer Konsum-Lokal «Quai 9» platzt aus allen Nähten. Davon zeugen auch die Crack-Spuren draussen. «In so einer offenen Drogenszene bleibt viel Material liegen. Hier ist es vor allem Material für den Konsum mit den Crack-Pfeifen. Hier hat es Creme, da Crack-Steine, man sieht die Röhrchen, kaputtes Glas.», sagt Olivier Stabile, ein Mitarbeiter des Lokals vom Verein «Première Ligne».

«Heute wurde schon geputzt, aber an manchen Abenden liegt hier richtig viel Zeug herum. Der Konsum ist zwanghaft und sehr schnell. Die Leute wollen nicht zwanzig Minuten warten, bis wir drinnen Platz für sie haben. Sie wollen einfach möglichst rasch ihr Crack rauchen.»

Der Konsum ist zwanghaft und sehr schnell.
Autor: Olivier Stabile Mitarbeiter «Quai 9»

Crack ist eigentlich ein Konkain-Derivat, das man rauchen kann. Heute wird Crack meist als «Klumpen» oder «Rock» verkauft – bereit zum direkt rauchen. Und sehr billig. Das erklärt seine rasende Verbreitung. Der Preis: Zehn Franken für eine Inhalation mit psychoaktiver Wirkung: Diese steigt extrem rasch an, wenige Minuten später ist der Kick aber ebenso rasch wieder vorbei.

Im Genfer Konsum-Lokal sind an jenem Tag die Plätze fürs Spritzen leer – aber jeder für die Inhalation besetzt. «Jede halbe Stunde haben wir acht Plätze, die frei werden», erklärt Stabile. «Für die ersten zwei Stunden sind wir aber schon ausgebucht. Wer jetzt ein Ticket holt, muss sich also erst 30 Minuten gedulden.»

Das Lokal «Quai 9» in der Genfer Innenstadt
Legende: Keystone

Die Drogenkonsumenten geben sich die Klinke in die Hand. Jeden Tag werden hier 100 Inhalationen registriert. Damit nehmen auch die Konflikte zu. Stabile erzählt: «Das setzt unser Team unter Druck. Es ist eine Realität, die Leute konsumieren extrem viele psychoaktive Substanzen. Das führt zu Stress, Unsicherheit und Gewalt.» Sie würden komplett den Bezug zu den Menschen verlieren. «Für uns ist das schlimm, denn der Kontakt ist die Basis unserer Arbeit. Wenn wir diese Verbindung zu den Konsumenten verlieren, sind wir gescheitert», erklärt Stabile.

Wenn wir diese Verbindung zu den Konsumenten verlieren, sind wir gescheitert.
Autor: Olivier Stabile Mitarbeiter «Quai 9»

Es ist ein Gefühl der Ohnmacht. Die Droge verändert die Menschen, macht, dass sie nicht mehr schlafen, essen und trinken. Ein Drogenersatz-Produkt, das ihnen helfen könnte, gibt es nicht.

«Im Moment spinnen alle»

Vincent ist seit 30 Jahren drogenabhängig. Vor ein paar Monaten ist er von Heroin auf Crack umgestiegen – und: Er bereut es. «Wenn man einen Rock geraucht hat und der Kick vorbei ist, hat man sofort Lust auf mehr. Vorher hatte ich es geschafft, ein Gleichgewicht zu finden, aber jetzt ... Dafür muss ich weniger oft einkaufen gehen, die Prioritäten haben sich verschoben.»

Vincent blickt in die nahe Zukunft: «Im Moment spinnen alle. Es gibt Freunde, die ihre Freunde betrügen, was sie vorher nie gemacht hätten. Wo soll das bis Ende Sommer hinführen? Messerstechereien oder Schlägereien, das macht mir Angst.»

Auch die Genfer Präventionsfachleute fürchten den Sommer. Hitze, Alkohol und Crack sind eine explosive Mischung. Die einzige Lösung wäre mehr Raum für den Crack-Konsum. Eine Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit der Polizei wurde eingesetzt.

10vor10, 20.06.2022, 21:50 Uhr ; 

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