Elisabeth Arpagaus hat im bündnerischen Tiefencastel eine möblierte Wohnung zur Verfügung gestellt bekommen. Das sei zwar kein Vergleich zu ihrem Haus in Brienz, aber sie habe sich inzwischen eingelebt, trotz aller Ungewissheit.
«Das Schlimmste ist, dass man nicht weiss, wann der Bergrutsch vonstattengeht und wie viel Geröll sich lösen wird.»
Nicht-Rückkehr schmerzt
Auf der Lenzerheide werden die Tage seit dem Auszug von Zuhause gezählt. Familie Müller lebt mit den Kindern derzeit in einer Wohnung, welche sie über einen Bekannten gefunden haben. Dass es nicht möglich war, in den letzten Tagen nochmals ins Daheim zurückzukehren, schmerzt.
«Ich wäre in den Garten gegangen, hätte noch ein wenig Schnittlauch geholt, meine Pflanzen angeschaut und geschaut, ob diese noch ein wenig Wasser benötigen. Danach wäre ich in das Haus gegangen und hätte für meinen Sohn noch Sachen geholt; er hat in zwei Wochen Schulausflug», erklärt Maria Müller.
Weil sich der Berg plötzlich anders verhält, musste die am Mittwoch den Bewohnern in Aussicht gestellte Besuchsmöglichkeit am Freitag wieder abgesagt werden.
Der Geologe Andreas Huwiler will kein Sicherheitsrisiko eingehen: «Wir waren nicht zu optimistisch. Wir haben unserem Modell vertraut und sind überrascht, dass es in den letzten Tagen von den Bewegungen am Berg abgewichen ist.»
Phase Blau steht bevor
Als grösste Sorge treibt die Menschen aus Brienz um, wann und ob sie überhaupt wieder zurück nach Hause dürfen – und was davon im schlimmsten Fall noch übrig ist. Elisabeth Arpagaus versucht, es gelassen zu nehmen, obwohl sie das Heimweh plagt. «Ich wollte noch auf den Friedhof schauen gehen. Jokerkarten und den Pedikürekasten habe ich vergessen; Kleinigkeiten, welche ich jetzt nicht unbedingt haben muss.»
In Brienz rechnet man damit, dass bald die Phase Blau ausgerufen wird, die letzte Warnstufe, vor dem Ereignis.