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Dumpingpreise für Solarstrom: Wie EW Kleinkunden drücken
Aus Kassensturz vom 29.11.2016.
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Dumpingpreise für Solarstrom So drücken Elektrizitätswerke die Vergütungen an Kleinkunden

Das Wichtigste in Kürze:

  • Eine «Kassensturz»-Umfrage zeigt: Viele kleine Stromproduzenten bekommen für ihren Solarstrom vom Elektrizitätswerk weniger als sie selbst bezahlen müssen, wenn sie Strom vom EW beziehen.
  • Besonders knausrig sind BKW im Kanton Bern, CKW in der Zentralschweiz und EKS in Schaffhausen.
  • David Stickelberger von Swissolar kritisiert: «Dieses Preisdumping ist eine Gefahr für die Energiewende.» Wenn Solaranlagen nicht mehr rentieren, würden sie auch nicht mehr gebaut.
  • Suzanne Thoma, CEO der BKW verteidigt sich, denn Anlagen-Besitzer hätten in den letzten Jahren von der freiwilligen Förderung durch die BKW profitiert. Inzwischen sei der Strompreis aber massiv gesunken.

Preissturz beim Solarstrom

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Die Verlustrechnung der kleinen Solaranlagen-Besitzer
Aus Kassensturz vom 29.11.2016.
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2017 müssen viele Besitzer von Solaranlagen im Kanton Bern neu kalkulieren. Der Stromversorger BKW muss zwar allen Kleinproduzenten den Photovoltaik-Strom abkaufen. Aber der Preis wird im nächsten Jahr massiv sinken: Von bisher bis zu 11,5 Rappen auf neu 4 Rappen pro Kilowattstunde.

Grund für diese drastische Senkung ist ein Grundsatzentscheid der Elektrizitätskommission ElCom vom April. Demnach dürfen sich Elektrizitätswerke bei der Vergütung von Solarenergie am zeitgleichen Bezugspreis von «Graustrom» orientieren. Graustrom ist Strom unbekannter Herkunft, oft aus Kohle und Gas.

Von der massiven Senkung der Vergütungen sind im Kanton Bern Tausende betroffen. David Stickelberger vom Fachverband für Sonnenenergie Swissolar spricht von «Dumping-Preisen».

Dieses Preisdumping ist eine Gefahr für die Energiewende.
Autor: David Stickelberger Swissolar

«Die zukünftige Stromversorgung der Schweiz wird sich zu einem grossen Teil auf die dezentrale Produktion von Solar- und Wind-Energie stützen.» Deshalb müssten Kleinproduzenten gefördert werden, erklärt Stickelberger. Wenn private Solaranlagen nicht rentabel seien, würden sie einfach nicht gebaut.

Grosse Unterschiede bei Solarstrom-Preisen

Wird Solarstrom tatsächlich zum Verlustgeschäft? Zwar zahlen viele Elektrizitätswerke eine zusätzliche Vergütung für einen sogenannten Herkunftsnachweis, den ökologischen Mehrwert von Solarstrom. Doch wie viel bezahlen sie für die Energie?

Eine «Kassensturz»-Umfrage bei zwölf Elektrizitätswerken zeigt die grossen Unterschiede:

  • Die BKW zahlt Solaranlagen-Besitzern nur noch 4 Rappen pro Kilowattstunde eingespeisten Strom. Bei Schlechtwetter müssen dieselben Kunden Strom von der BKW für 10,4 Rappen kaufen - ein Minus von 6,4 Rappen pro Kilowattstunde.
  • Im Netz der CKW in der Zentralschweiz sind es für Kleinproduzenten minus 5,2 Rappen.
  • Bei der EKS Schaffhausen sind es aktuell minus 4,4 Rappen pro Kilowattstunde.

CKW sagt zum «Kassensturz»-Vergleich: «CKW vergütet nebst dem Energiepreis allen Kunden auch den ökologischen Mehrwert, also den Herkunftsnachweis, mit zusätzlichen 4,5 Rappen. Somit beträgt die Vergütung 9 Rappen/kWh. Damit unterstützt CKW Solarstromproduzenten insgesamt mit über einer Million Franken pro Jahr.»

Ewl Luzern schreibt: «Bei ewl hat jeder Produzent die Wahl, ob er den produzierten Solarstrom (inklusive ökologischem Mehrwert) an ewl verkaufen will und dafür eine Vergütung von 14 Rp./kWh bekommt, oder ob er den ökologischen Mehrwert bei sich behalten will. In diesem Fall bekommt der Produzent für den eingespeisten Graustrom eine Vergütung von 8.8 Rp./kWh.»

Das Stadtwerk Winterthur ergänzt: «Wir vergüten allen kleinen Prosummern einen über dem aktuellen Marktpreis liegenden Strompreis. Zusätzlich honoriert Stadtwerk Winterthur das Engagement der Solarstromproduzenten mit 7 Rp/KWh für den Herkunftsnachweis. Damit erhalten Produzenten in der Stadt Winterthur pro eingespeiste KWh Solarstrom 12 Rp/KWh.»

Dem «Kassensturz» sagte Suzanne Thoma, CEO der BKW, sie verstehe den Ärger der Kleinproduzenten. «Aber Besitzer von Photovoltaik-Anlagen haben in den letzten Jahren gut verdient. Sie haben auch profitiert von der freiwilligen Förderung von BKW.»

Inzwischen sei der Strompreis aber massiv gesunken. BKW bekomme beim Weiterverkauf für den Solarstorm der Kleinproduzenten derzeit sogar weniger als die kritisierten 4 Rappen. Die BKW sei aber den Aktionären verpflichtet und zahle deshalb nicht mehr.

«Letztlich sind solche Kleinproduzenten in den Strommarkt eingestiegen. Wer seine Photovoltaik-Anlage so auslegt, dass er seinen Strom selber verbraucht, hat sicher eine intelligentere Lösung gewählt», so Suzanne Thoma. Die Förderung von Solarenergie sei aber Sache der Politik.

Es gibt auch Gegenbeispiele

Deshalb gibt es auch Regionen, die Photovoltaik-Besitzer stärker fördern. Wer in folgende Netze Sonnenenergie einspeist, bekommt mehr als er selbst im Einkauf bezahlen muss:

  • EWB in der Stadt Bern zahlt nächstes Jahr 10 Rappen pro Kilowattstunde für Solarenergie, verlangt aber beim Standard-Haushaltstrom nur 9 Rappen.
  • Auch bei EWZ in der Stadt Zürich erhalten Kleinproduzenten mehr als sie bezahlen müssen.
  • Ebenso bei der EKZ im Kanton Zürich, der AEW im Aargau sowie der AEN in Aargau und Solothurn.

Technologie soll gefördert werden

Bei den Elektrizitätswerken der Stadt Zürich (EWZ) ist diese Förderung gewollt, sagt Sprecherin Marie Oswald. Die Stadt schaffe so bewusst finanzielle Anreize, damit sich auch Private an der Energiewende beteiligten:

In der Schweiz haben wir ein sehr grosses ungenutztes Potential, gerade bei den Privaten. Deshalb wollen wir die Technologie weiter fördern.
Autor: Marie Oswald EWZ

Aus diesem Grund wolle das EWZ den Solarproduzenten einen fairen Rückliefertarif anbieten, sagt Oswald.

Neue Realität auf dem Strommarkt

Auch das Bundesamt für Energie (BFE) hat bis vor Kurzem noch höhere Vergütungen für Solarenergie empfohlen. Doch diese Empfehlung hat das Amt inzwischen zurückgenommen.

BFE-Sprecherin Marianne Zünd sagt, sie verstehe, warum angesichts der fallenden Strompreise die Elektrizitätswerke die Vergütungen senkten: «Es gibt neue Realitäten auf dem Strommarkt. Diese können wir nicht einfach ausblenden, wenn es um Photovoltaik geht.»

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