Die Schutzmasken im Gesicht mögen Alltag geworden sein, doch die Kommunikation mit ihnen ist eingeschränkt. Das gilt insbesondere für Gehörlose – auch Kinder, deren Lehrer in der Schule Maske tragen müssen. Ryan ist eines von ihnen. Er besucht die siebte Klasse (Harmos) in der Sekundarschule Bergières in Lausanne. «Wenn die Maske den Mund verdeckt, verstehe ich nichts», sagt er. «Wenn ich aber die Lippen lesen kann, sehe ich, was gesagt wird.»
Ryan freut sich, denn sein Lehrer kann nun eine transparente Maske tragen. Für Matthieu Macchi sind die Masken wichtig – «alleine schon, um normal kommunizieren zu können», sagt er. «Aber es gibt auch die emotionale Ebene, da läuft viel über den Mund und das Gesicht».
Wenige taugliche Masken-Modelle
Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden weltweit verschiedene transparente Masken entwickelt. Die richtige zu finden, sei aber nicht ganz einfach gewesen, sagt Nathalie Jaunin, stellvertretende Vorsteherin des Bildungsdepartments des Kantons Waadt. «Wir sind seit dem Sommer dabei, den Markt zu analysieren», sagt sie. Tests hätten gezeigt, dass bei manchen Modellen das Visier beim Sprechen beschlagen hätte. Das Wichtigste sei aber die Validierung durch die Kantonsapotheke und den Kantonsarzt gewesen, um die Schutzfähigkeit der Maske zu gewährleisten. «Nicht zuletzt musste der Hersteller aber auch eine genügend grosse Menge an Masken liefern können», so Jaunin. Vorerst werden nun rund 7'000 Masken – zum Preis von je 8 Franken – an die Lehrpersonen im Kanton verteilt. Die Masken lassen sich reinigen, es braucht zwei Stück pro Person und Monat.
Unförmige Maske ist dennoch «cool»
Das Rennen gemacht hat vorerst ein französisches Modell, mit Visier und Stoff-Abdichtung an Nase und Kinn. «Ich fand die Maske zuerst schon sehr gross und aufdringlich», sagt der Lehrer Matthieu Macchi. «Aber sie ist einfach zu tragen, man vergisst sie rasch. Ich muss einfach etwas lauter sprechen – und es ist unter der Maske etwas heisser.»
Matthieu Macchi konnte die Maske mit seiner Klasse während dreier Wochen testen. Die Kinder – alle zwischen 10 und 12 Jahre alt – hätten sich rasch daran gewöhnt. Ryan findet die Masken «cool». Vor allem in den sprachlastigen Schulfächern wie Französisch, aber auch Geographie und Mathematik sei er froh darum.
Laut Nathalie Jaunin vom Bildungsdepartement sind die Masken aber nicht nur für die hörbeeinträchtigten, sondern für alle Kinder wichtig. Der Bedarf sei da: Zwar gebe es noch keine Studien zur Wirkung der herkömmlichen Schutzmasken, doch die Erfahrungen der Lehrpersonen und auch der Eltern seien klar: «Die Kinder verlieren rasch die Aufmerksamkeit, wenn Lehrer die normalen Gesichtsmasken tragen. Das kann zu neuen Lernschwierigkeiten führen, die sich dann durchaus auf die schulischen Leistungen der Kinder auswirken.»
Darum prüft der Kanton ab Januar, weitere Berufsgruppen mit den transparenten Spezialmasken auszustatten – etwa für den Umgang mit autistischen Kindern oder den ganz Kleinen ab 4 Jahren.
Ryan möchte die Maske am liebsten auch in seiner Familie verwenden. «Eigentlich wäre es praktisch, wenn auch meine Grossmutter so eine tragen könnte.»