Die Tourismusregionen in den Alpen können sich die Hände reiben. Ihnen schmilzt zwar immer mehr der Schneesport dahin, doch eine andere Gruppe ist bereit, in die Bresche zu springen. E-Mountainbikerinnen und E-Mountainbiker dringen zunehmend auch in die Berge vor, zeigt eine neue Studie der Universität Bern. «Das E-Bike nahm erst in den Städten und Agglomerationen Einzug und kommt nun vermehrt in die Bergregionen», sagt Studienautor Christian Moesch. «Das ist eine grosse Chance.»
Eine Chance, zusätzliche Leute in die Region zu holen, die Geld ausgeben. Denn: diese Klientel ist besonders attraktiv.
Die Studie hat im Grundsatz gezeigt:
- E-Mountainbiker sind im Vergleich zu konventionellen Mountainbikerinnen älter.
- Sie sind weniger auf Leistung aus und dadurch weniger fit.
- Sie bringen weniger Fahrtechnik mit, weshalb das Unfallrisiko steigt.
- Aber: Sie sind zahlungskräftiger.
Diese untersuchte Gruppe lasse es sich in der Regel gut gehen und sei bereit, sich den Ausflug etwas kosten zu lassen: «Gut essen ist ein Thema», so Moesch. Bereits das Sportgerät selbst sei teurer als das Mountainbike ohne Antrieb. «Leute, die älter sind, haben nicht nur mehr Mittel, sondern auch mehr Zeit – auch in der Nebensaison.»
Die Sportart sei – mit den milden Wintern – bereits auf dem Weg, eine Ganzjahres-Sportart zu werden. «So kann man im Winter eher das E-Bike mitnehmen als die Skier.»
Einige Regionen setzen bereits seit geraumer Zeit auf den Mountainbike- sowie E-Mountainbike-Tourismus. Der Kanton Graubünden wird oft als Vorreiter genannt. «In den letzten Jahren hat auch das Wallis Fahrt aufgenommen», sagt Moesch. Es gebe einzelne Leuchttürme, wie die Region Bellwald. «Was im Wallis aber ein Bremsgrund ist: Die einzelnen Orte müssen selbst entscheiden, das macht es träge.»
Graubünden vor Wallis vor Bern
Träge passt auch zum Berner Oberland – in Sachen E-Mountainbike ist Bern viel langsamer unterwegs als die Kantone Graubünden und Wallis. Es gebe einzelne Regionen, wie das Diemtigtal, die vorwärtsgemacht haben, «aber oft sind die Besitzverhältnisse schwierig», sagt Moesch.
Wenn man einen neuen Trail bauen wolle, brauche man teilweise die Zusage von über 20 Parteien, das könne Projekte blockieren. «Und das Commitment von einzelnen Destinationen für den Mountainbike-Bereich ist häufig nicht da. Zum Beispiel wird befürchtet, die Wanderer vor den Kopf zu stossen.»
Im Kanton Bern soll in Sachen Mountainbike jedoch etwas gehen – mit einem neuen Strassengesetz. Im bisherigen kommen die Bikerinnen und Biker nämlich nicht vor – sie unterstehen nicht dem Strassengesetz und sind eine Grauzone. Künftig sollen Mountainbike-Routen gleich geregelt werden wie Velorouten. Der Kanton soll für den Sachplan und die Signalisation zuständig sein – für den Rest die Gemeinden. Sie sollen die Routen auch bauen und unterhalten.
Ein enttäuschter Gast ist ein schlechterer Gast als einer, der gar nicht kommt.
Hans Ulrich Zwahlen, Präsident von BEBike, der Interessengemeinschaft Mountainbike Kanton Bern, weibelt für die Gesetzesänderung: «Im Kanton Bern hinken wir extrem hinterher.» Man habe schon viel verloren, die Gäste seien bereits enttäuscht und «ein enttäuschter Gast ist ein schlechterer Gast als einer, der gar nicht kommt», so Zwahlen.
Mit dem neuen Gesetz erhofft er sich Schub für die Bike-Infrastruktur in Bern. Doch auch die Anliegen der Wanderer dürften eine Rolle spielen – eine erste Stossrichtung gibt das Kantonsparlament im Winter vor.