Ehemaliges Munitionsdepot
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Nicht alle Bewohner von Mitholz müssen gehen
Also doch kein Geisterdorf Mitholz: Es wird Bewohnerinnen und Bewohner geben, die wählen können, ob sie bleiben wollen.
Mitholz im Berner Oberland werde zum Geisterdorf - 160 Menschen müssten in rund zehn Jahren ihr Heim für zehn Jahre verlassen. Das war bisher das Bild zur Räumung des ehemaligen Munitionsdepots der Armee. An einem Informationsanlass hat das VBS am Donnerstagabend diesen Eindruck jedoch relativiert.
Wer Mitholz ganz sicher verlassen muss und wer doch bleiben kann, das werde sich Mitte 2022 klären. Bis dahin will das VBS das Gebiet in verschiedene Gefahrenzonen für die gesamte Zeit der Vorbereitungsarbeiten und der Räumung verbindlich unterteilt haben.
«Damit sollen die Eigentümerinnen und Eigentümer wissen, ob sie dauerhaft wegziehen müssen oder ob sie sich überlegen können, in Mitholz zu bleiben», sagt Adrian Goetschi, Projektleiter im VBS für die Räumung des Munitionsdepots. Wer sehr nahe am explosiven Schutt wohne, der müsse sicher dauerhaft weg.
Räumung des ehemaligen Munitionsdepots wird konkret
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Sichtbarster Teil der Vorbereitungsarbeiten wird sein, dass vor dem felsigen Hügel, in dem sich das frühere Munitionslager befindet, Wald gerodet wird. Das ist die Voraussetzung dafür, dass ab Mitte 2024 der Schuttkegel und der vorderste Teil der Felskuppe beseitigt werden kann.
Schutt und Fels müssen weg, weil sich unter ihnen der Bahnstollen befindet, in dem bis 1947 Munition ins Lager gebracht wurde. Das VBS will diesen verschütteten Stollen aus geologischen Gründen und aus Gründen der Arbeitssicherheit freilegen.
Dies teilte das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) am Donnerstag mit. Anfang 2022 will das VBS mit den Rodungen beginnen, zwischen Anfang 2022 und 2024 mit den anderen Arbeiten.
Im Innern der Anlage will das VBS ein Hochdruck-Tor und einen Hochdruck-Pfropfen einbauen. Diese sollen verhindern, dass bei einer Explosion der Druck nach aussen entweicht und wie 1947 Tod und Verwüstung verbreitet.
Das VBS sieht aber auch einen entfernteren Bereich vor, wo Wohnen erlaubt bleibe. Wie gross diese Zone ist, welche Häuser sie umfasst und wie viele Menschen in dieser Zone leben, ist noch nicht klar. Die Menschen dort müssten aber höchstens temporäre Evakuierungen aushalten.
Adrian Goetschi vom VBS bat jene, die in der Zone weiter weg vom Munitionsdepot leben, zu Geduld. Es gebe, wenn es die Sicherheit erlaube, Möglichkeiten freiwillig zu bleiben. Wer das ansonsten leere Dorf, den Baulärm und den Staub aber nicht schlucken wolle, der dürfe Mitholz trotzdem verlassen.
Was ist in Mitholz passiert?
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Im Zweiten Weltkrieg war in Mitholz ein unterirdisches militärisches Munitionslager gebaut worden.
1947 flogen Teile des Munitionsdepots in die Luft. Neun Personen starben bei der Explosion.
2018 kamen Experten zum Schluss, dass die vom Lager ausgehende Gefahr grösser ist als zuvor angenommen.
2020 beschloss der Bundesrat, dass das ehemalige Munitionslager der Armee in Mitholz definitiv geräumt wird.
Die effektiven Räumungsarbeiten starten nach 2030. Während rund zehn Jahren müssen viele Bewohnerinnen und Bewohner von Mitholz aus Sicherheitsgründen das Dorf verlassen.
«Wir werden alle Liegenschaften von den Betroffenen, die diese Zone verlassen wollen, kaufen», so Goetschi vom VBS. Zum Gehen gezwungen werde aber niemand. «Wir werden in dieser Zone keine Zwangsmassnahmen umsetzen, wenn das die Betroffenen nicht wollen.»
SRF 4 News, 24.09.2021, 06:00 Uhr
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Matthias Baumer