Zwölf Ständerätinnen und Ständeräte hat die SP im Jahr 2015 gestellt. Das waren so viele wie nie zuvor. Um zu den traditionell starken Ständeratsparteien FDP und CVP aufzuschliessen, fehlte noch ein Sitz. Doch mit dem jüngsten Verlust des Sitzes von Christian Levrat im Kanton Freiburg an die Mitte-Politikerin Isabelle Chassot hat die SP künftig nur noch acht Personen im Ständerat.
«Wir wussten von Anfang an, dass es sehr schwierig wird, diese Sitze zu verteidigen», sagt SP-Co-Präsident Cédric Wermuth. Es sei eine ausserordentliche Situation in der letzten Legislatur gewesen, in der die SP «übermässig viele» Ständeratssitze gehabt habe.
Insbesondere dann, wenn das rechte Lager geschlossen auftritt, ist es für Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten schwierig.
Die Niederlage im Kanton Freiburg sei für ihn deshalb keine Überraschung, sagt Wermuth. Den Sitzverlust habe er «befürchtet». Die Freiburger Mitte-Politikerin Isabelle Chassot sei ein «politisches Schwergewicht».
Ständeratswahlen sind Persönlichkeitswahlen
Wichtig sei bei Ständeratswahlen die Stärke des politischen Lagers – oder vielmehr noch die Schwäche des gegnerischen Lagers, sagt Politikwissenschaftlerin Sarah Bütikofer. Es sei ein Vorteil, wenn die Konkurrenz für viele Wählende stark in die Kategorie «unwählbar» fällt, etwa aufgrund der politischen Haltung.
Erfolgreich sind vor allem jene, die von keinem politischen Lager klar abgelehnt werden.
Ehemalige Regierungsrätinnen und -räte, die einen tadellosen Ruf geniessen, hätten zudem einen klaren Startvorteil. Wie nun Isabelle Chassot: Als ehemalige Bildungsdirektorin des Kantons Freiburg war sie einer breiten Bevölkerung bekannt.
Auch die SP gewinnt gemäss Bütikofer vor allem dann einen Ständeratssitz, wenn sie mit einer sehr bekannten Person antritt, die weit über die eigene Partei hinaus grosse Sympathien geniesst.
Erst nationale Wahlen zeigen Gesamtbild
Es fehle der SP nicht an ständeratsfähigen Persönlichkeiten, sagt Co-Parteipräsident Wermuth: «Die Linken – die Roten und die Grünen zusammen – waren noch nie so stark im Ständerat, wie wir das jetzt sind.»
Man habe also noch nie so viele Personen überzeugen können, für Ständeratswahlen zu kandidieren wie in den vergangenen Jahren. Erst bei den nächsten nationalen Wahlen 2023 werde man zudem das Gesamtbild sehen.