In den Wintermonaten haben es Einbrecher einfacher. Mit der frühen Dämmerung dringen sie leichter in Wohnungen und Häuser ein. Wie eine Umfrage der «Rundschau» in Deutschschweizer Kantonen zeigt, nimmt die Zahl der Einbrüche und Einschleichdiebstähle aber das ganze Jahr hindurch zu.
Die Tendenz ist im Vergleich zum 2023 weiter steigend: so zum Beispiel in den Kantonen Zürich und Solothurn. Im Thurgau haben sich im letzten Jahr die provisorischen Einbruchzahlen um rund einen Drittel auf 765 erhöht.
Die letzte polizeiliche Kriminalstatistik des Bundes zählte rund 29'000 Einbrüche und rund 13'000 Einschleichdiebstähle im Jahr 2023. Das bedeutet: Schweizweit dringen täglich über 100 Tatpersonen in fremde Wohnungen ein. Als Einschleichdiebstahl gilt, wenn Täter unverschlossene Wohnungen betreten und Eigentum entwenden.
Traumatische Erfahrung
Welche Folgen ein solcher Einbruch hat, weiss ein Ehepaar aus dem Mittelland. Als sie im Februar 2024 aus den Ferien zurückkamen, war ihr Haus komplett auf den Kopf gestellt. «Die Einbrecher haben jeden Zentimeter des ganzen Hauses auseinandergenommen», erzählt die Hauseigentümerin. Das Paar möchte anonym bleiben.
Erst beim Gang durch das Haus konnte das Ehepaar feststellen, was alles gestohlen wurde – es war viel. «Schmuck, Uhren, Designertaschen, aber auch Wanderschuhe und Sporttaschen», sagt der Hauseigentümer. Der Gesamtschaden: mehrere zehntausend Franken. Sie gehen davon aus, dass mehrere Personen ins Einfamilienhaus eindrangen. Sie fühlten sich offenbar wohl: «Die Einbrecher haben auch eine ganze Schachtel Pralinen seelenruhig an unserem Küchentisch gegessen.»
Angst und Schutz
Die Hauseigentümerin konnte nach dem Einbruch nicht mehr schlafen, fühlte sich unsicher im eigenen Haus. «Es war ein Schock, dass fremde Menschen hier drin waren und in meinen privatesten Sachen herumwühlten», sagt sie.
Ihr Ehemann fand einen anderen Umgang mit dem Einbruch, denn er rüstete auf. Für mehrere tausend Franken hat er Überwachungskameras und eine Alarmanlage installiert, die Fenster vergittert und einen Hund gekauft. Dackel Caesar gibt an, wenn sich Fremde dem Haus nähern.
Sicherheitstechnik boomt
Die Alarmanlage installiert hat die Firma Introgarde von Stefan Marti. Der Vizepräsident des Verbands für Einbruch- und Gebäudeschutz Schweiz geht von einem steigenden Branchenumsatz aus.
Auch verschiedene Onlinehändler melden im Vergleich zum Vorjahr rund ums Thema Sicherheit einen Anstieg der Verkäufe zwischen 30 und 60 Prozent. Die Schweizerinnen und Schweizer bestellen also immer häufiger Bewegungsmelder, Anwesenheitssimulatoren oder Überwachungskameras, die selbst zu installieren sind.
Gadgets schrecken ab
Solche Massnahmen – ob nun professionell oder selbst installiert – könnten zum Schutz vor Einbrechern beitragen. «Einbrecher steigen dort ein, wo sie am schnellsten hereinkommen und am besten wieder verschwinden können», sagt Hermann Wenning. Der heute 60-Jährige weiss, wie Einbrecher ticken. Denn er ist in seinem Leben rund 150-mal eingebrochen und war dafür drei Jahre im Gefängnis.
Der Deutsche hatte mit Einbrüchen seine Sucht finanziert. Inzwischen hat er seine Verbrecherkarriere beendet und berät die Polizei zum Thema.