Die Schweizer Zeit wohnt am Lindenweg 50, in Wabern bei Bern. Hier, im eidgenössischen Institut für Metrologie (Metas), wird nicht nur das offizielle Schweizer Zeitsignal ermittelt mit Hilfe von fünf verschiedenen Atomuhren.
Hier arbeiten auch jene Leute, die zuständig sind, wenn an der Schweizer Zeit gerüttelt wird. Das könnte bald wieder der Fall sein.
Letzte Umstellung März 2019?
Jürg Niederhauser, Stabschef beim eidgenössischen Institut für Metrologie, beobachtet genau, welche politischen Signale derzeit aus der EU-Zentrale und den europäischen Hauptstädten kommen.
Seit eine – wenn auch wenig repräsentative – Umfrage bei den EU-Bürgern zum Thema Sommerzeit ergeben hat, dass eine Mehrheit für diese ist, drückt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker aufs Tempo. Sein Ziel: Im Frühling 2019 noch ein letztes Mal zur Sommerzeit wechseln. Und es dann dabei belassen.
Wir sollten möglichst vermeiden, wieder zu einer Zeitinsel zu werden.
Schweiz autonom – im Prinzip
Jürg Niederhauser sagt: «Wir sollten aus praktischen Gründen abwarten, was genau in den EU-Staaten um uns passiert, vorher sollten wir uns nicht festlegen».
Zwar ist die Schweiz autonom und auch die EU-Staaten dürfen ihre Zeit im Prinzip frei wählen. Aber, so Niederhauser, das Ziel der europäischen Staaten sei schon, dass auch in Zukunft möglichst grosse, zusammenhängende Gebiete die gleiche Zeit hätten. Und für die Schweiz bedeute dies: Auf jeden Fall vermeiden, dass man wieder zu einer Zeitinsel werde.
Volk war gegen die Sommerzeit
Die Schweiz war nämlich schon einmal eine Zeitinsel. 1980 wechselte die Schweiz nicht zur Sommerzeit, das ganze übrige Europa aber schon. Das verursachte Mehrarbeit und Mehrkosten im öffentlichen Verkehr, weil die Fahrpläne angepasst werden mussten. Es behinderte aber auch den grenzüberschreitenden Handel.
Grund für das Ausscheren der Schweiz war das Nein in einer Volksabstimmung. Vor allem die Bauern hatten sich gegen das Umstellen der Uhren gewehrt. Das Argument: So entferne man sich von der Sonnen-Zeit und damit vom natürlichen Tagesablauf, was die Arbeit komplizierter mache.
Neuer Urnenang möglich
Bundesrat und Parlament fanden ein Jahr später doch noch einen Weg, die Zeitumstellung einzuführen. Seither stellen auch wir die Uhren halbjährlich um. Diese Umstellung jetzt wieder abschaffen und für immer die Sommerzeit einführen, das geht aber nicht so einfach. Das Parlament müsste das Gesetz ändern, und das Volk könnte das Referendum ergreifen.
Ich kämpfe gegen die Sommerzeit bis ich tot bin.
Ein Referendum ernsthaft überlegen, würde sich die Luzerner SVP-Nationalrätin Yvette Estermann: «Ich kämpfe gegen die Sommerzeit bis ich tot bin», sagt sie, denn: «Sie ist nicht natürlich, gegen den gesunden Menschenverstand, sie bringt niemandem etwas, dafür leiden viele unter ihr.»
Jürg Niederhauser vom metrologischen Institut kennt diese Argumente und rechnet darum fest mit einer Volksabstimmung. «Ich würde fast wetten, dass wenn wir an der Zeit schrauben, dass dann das Referendum ergriffen wird und das auch zu Stande kommt.»
Noch nicht abschätzen lässt sich, wann es so weit sein wird. Klar ist nur: Noch einmal stellen wir die Uhren sicher zurück, und nächsten Frühling auch wieder vor. Was nachher passiert und wie rasch, ist offen.