- Eigentlich verläuft die Entwicklung für Bäuerinnen und Bauern seit einigen Jahren positiv: Ihre Löhne sind stets leicht gestiegen.
- Dies, weil einheimische Produkte zunehmend gefragt sind – besonders in Coronazeiten ist die Nachfrage gestiegen.
- Der Aufschwung wurde nun aber jäh gebremst: Schuld war das miserable Wetter. Dies bestätigt der Direktor des Bauernverbands.
Das Bauernjahr begann mit einem kalten Frühling, dann kam es zu Frostnächten und Hagelgewittern nach dem Vegetationsstart. Es folgte ein verregneter Sommer mit durchnässten Böden. Für die Schweizer Acker-, Gemüse- und Obstbäuerinnen und -bauern ist das laufende Jahr ein verflixtes Jahr, wie Martin Rufer, Direktor des Bauernverbands, sagt.
Die nasse Witterung hat auch dazu geführt, dass der Krankheitsdruck viel höher war als in Vorjahren.
«Der viele Regen hat dazu geführt, dass die Ernte zum Teil verfault ist, dass teilweise nicht rechtzeitig geerntet werden konnte, zum Beispiel das Getreide», beschreibt er die Situation. «Und die nasse Witterung hat auch dazu geführt, dass der Krankheitsdruck viel höher war als in Vorjahren. Das war beispielsweise bei Kartoffeln und Reben der Fall.»
2020 war ein besonders gutes Jahr
Insbesondere Acker- und Gemüse-, Obst- und Weinbäuerinnen und -bauern müssen in diesem Jahr deshalb mit tieferen Einkommen rechnen. Dies ist ein Rückschlag für sie, denn das vorhergehende Jahr war ein sehr gutes für die Landwirtschaft, wie die Zahlen von Agroscope zeigen, der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt des Bundes. 2020 nahmen die Einkommen der Bauernfamilien gegenüber 2019 um fast 7 Prozent zu.
Denn im letzten Jahr war die Witterung günstig und die Pandemie führte dazu, dass die Bevölkerung mehr einheimische Produkte kaufte. Über mehrere Jahre stiegen die Einkommen in der Landwirtschaft. Rufer spricht von einer positiven Entwicklung. «Die Konsumentinnen und Konsumenten haben ein hohes Vertrauen in Schweizer Lebensmittel.»
2021 nur ein Ausreisser nach unten?
Herkunft und Regionalität seien ihnen zunehmend wichtig, so Rufer. «Das hat dazu geführt, dass die Landwirtschaft den Erlös aus dem Verkauf ihrer Produkte erhöhen konnte.» Doch dieses Jahr sehe es anders aus: «Wir arbeiten in und mit der Natur. Und dieses Jahr hat das Wetter ein Loch in die Kasse der Landwirtschaft geschlagen.»
Die Landwirtinnen und Landwirte hoffen also, dass das kalte und regnerische Jahr 2021 einfach ein Ausreisser nach unten ist – und dass die Einkommen der Bauernfamilien im nächsten Jahr wieder steigen.
Die Verdienste in der Landwirtschaft bleiben deutlich tiefer als im Rest der Bevölkerung.
Doch Pierrick Jan von Agroscope relativiert die grundsätzlich positive Entwicklung: «Die Lage hat sich verbessert, aber die Verdienste in der Landwirtschaft bleiben deutlich tiefer als im Rest der Bevölkerung.»
So verdienen Bäuerinnen und Bauern im Mittelland rund 15 Prozent weniger als Angestellte im Industrie- und Dienstleistungssektor. In den Hügel- und Berggebieten beträgt der Unterschied sogar rund 40 Prozent. Verständlich also, dass Betriebe auf gute Wetterbedingungen hoffen.