- Die einheimischen Energie-Ressourcen der Schweiz reichen laut Berechnungen der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) bis am 17. April.
- Ab Donnerstag ist die Schweiz also bis Ende des Jahres rein theoretisch vollständig auf den Import von Energieträgern wie Öl, Gas und Uran angewiesen.
Gemäss Berechnungen der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) ist heute der sogenannte Energie-Unabhängigkeitstag. Demnach hätte die Schweiz nur bis am 17. April von einheimischer Wasser-, Wind- und Sonnenkraft leben können.
«Für den Rest des Jahres sind wir, sinnbildlich gesprochen, auf Energieimporte wie Öl, Gas oder Uran angewiesen», sagt SES-Geschäftsleiter Nils Epprecht.
Wir leben sehr stark von fossilen Brenn- und Treibstoffen wie Gas oder Benzin – deshalb kommt der Energie-Unabhängigkeitstag in der Schweiz schon sehr früh im Jahr.
Die kernkraftkritische Energie-Stiftung rechnet die Produktion aus den Schweizer AKWs explizit nicht der einheimischen Produktion zu – schliesslich sei sie auf den permanenten Import von Uran angewiesen.
Nicht einmal ein Drittel selber produziert
Warum aber kann die Schweiz nicht einmal ein Drittel des Jahres mit Energie aus eigener Produktion abdecken? «Wir leben sehr stark von fossilen Brenn- und Treibstoffen wie Gas oder Benzin – deshalb kommt der Energie-Unabhängigkeitstag in der Schweiz schon sehr früh im Jahr», sagt Epprecht. Bei der Stromproduktion dagegen sei die Schweiz dank der Wasserkraft relativ gut aufgestellt.
Mehr als 70 Prozent der in der Schweiz verbrauchten Energieträger werden importiert. Für diesen Energieimport überweist die Schweiz laut SES im Durchschnitt der letzten Jahre jeweils acht Milliarden Franken ins Ausland, im Jahr 2022 waren es sogar 13 Milliarden Franken.
Andere Länder sind autarker
Andere Länder sind viel weniger vom Ausland abhängig: allen voran Norwegen. Das Land produziert dank grosser Öl- und Gasvorkommen sowie hoher Stromproduktion aus Wasserkraft sechsmal mehr Energie als es selbst verbraucht.
Norwegen kann deshalb gar nicht auf dem Jahreskalender der Energie-Unabhängigkeitstage abgebildet werden.
Estland seinerseits bleibt bis Anfang Dezember unabhängig, vor allem deshalb, weil es eigene Schieferölvorkommen hat und für die Stromproduktion Biomasse, Holz und Torf verbrennt.
Das Beispiel Estland macht aber auch deutlich, dass «energie-unabhängiger» nicht zwingend «sauberer» heisst.
Hohe Abhängigkeit vom Ausland – mit leichtem Abwärtstrend
Bei den von Eurostat berechneten Energie-Unabhängigkeitsquoten für 2024 lag die Schweiz mit 29.5 Prozent im hinteren Mittelfeld, verglichen mit den EU-Ländern. Deutschland beispielsweise kam dank eigener Kohlevorkommen auf eine Quote von 32.7 Prozent – der sogenannte «Energie-Unabhängigkeitstag» in Deutschland datiert demnach auf den 29. April.
Zwar sei es der Schweiz dank eines verstärkten Fokus auf erneuerbare und klimafreundliche Energieträger zwischen 2001 und 2022 gelungen, die Energieunabhängigkeit von rund 20 auf 27 Prozent zu steigern, schreibt die Energie-Stiftung.
Doch es brauche weitere Schritte hin zu einer erneuerbaren und klimafreundlichen Energieversorgung. Diese würden «die Energieunabhängigkeit der Schweiz in Zukunft zusätzlich stärken», so die Umweltorganisation.
Mehr Strom in der Schweiz produzieren
«Der Ausbau der inländischen erneuerbaren Stromproduktion und die gleichzeitige Elektrifizierung vieler Anwendungen senken die Abhängigkeit von Energieimporten», so die SES.
Berechnungen zeigten, dass die Schweiz mit den nötigen Massnahmen das Datum des Energie-Unabhängigkeitstages bis ins Jahr 2035 auf Ende August verschieben könne.