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Dienstreisen als Umweltsünder
Aus Rendez-vous vom 30.06.2017. Bild: Keystone
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Energiebilanz der Verwaltung Wenn nur die vielen Flugreisen nicht wären

  • Die Bundesverwaltung sowie bundesnahe Betriebe haben ihren Energieverbrauch in den letzten Jahren deutlich reduziert.
  • Doch ausgerechnet beim CO2-intensiven Fliegen steht der Bund nicht besonders vorbildlich da.
  • Bundesangestellte machen immer mehr Dienstreisen mit dem Flugzeug.

Am Boden sorgen Sparlampen, besser isolierte Gebäude oder Recyclingpapier für mehr Energieeffizienz. Doch am Himmel ziehen Wolken auf: Der Bund hat im letzten Jahr 21'576 Flugreisen gebucht. Das sind 1300 mehr als vor drei Jahren.

Ein halbes Mal um die Erde geflogen

Am meisten fliegen Mitarbeiter des Aussendepartements. Sie legen im Schnitt 17'550 Kilometer pro Jahr in der Luft zurück – sie fliegen also fast ein halbes Mal um den Globus. Auch beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) wird überdurchschnittlich oft geflogen. Dort waren es im letzten Jahr durchschnittlich 3948 Kilometer pro Person.

Mehr als die Hälfte der Umweltbelastung im Bafu wird durch Flugreisen verursacht. Das Bundesamt erklärt dies damit, dass die meisten Umweltprobleme nicht national begrenzt seien. Deshalb finde Umweltpolitik «heute nicht nur national, sondern auch international statt». Inzwischen kann man an den jährlichen Flugkilometern beim Bafu ablesen, wie weit entfernt jeweils die Weltklimakonferenz stattgefunden hat.

Energiemässig vorbildliche Bundesbetriebe

Die zivile Bundesverwaltung hat ihre Energieeffizienz im vergangenen Jahr gegenüber dem Referenzjahr 2006 um fast 54 Prozent erhöht. Zusammen mit dem VBS, den ETH, den bundesnahen Betrieben Post, SBB, Swisscom und Skyguide sowie dem Flughafen Genf bildet sie die sogenannte Gruppe Energie-Vorbild Bund. Ziel dieser Gruppe ist, die Energieeffizienz bis 2020 gegenüber 2006 um 25 Prozent zu steigern. Im Durchschnitt beträgt die Verbesserung der Energieeffizienz der Gruppe gegenüber 2006 bereits jetzt 27 Prozent. Das Ziel für 2020 ist also schon erreicht.

Videokonferenz nicht immer möglich

Konferenzen, Verhandlungen, Kurse sind oftmals unverzichtbar, wie Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie (BFE) erklärt. So seien Videokonferenzen nicht immer möglich, etwa bei Verhandlungen mit chinesischen Delegationen. In solchen Fällen müsse jeweils alles übersetzt werden. Das macht einen Austausch per Video praktisch unmöglich.

Trotzdem spart das BFE Flugkilometer, etwa, indem es kleinere Delegationen schickt oder bei internationalen Organisationen nicht immer alle Sitzungen besucht. Das sei etwa bei der Internationalen Atomenergie-Agentur in Wien der Fall, so Zünd.

Zug ist zu teuer – und zu anstrengend

Und wieso fahren die BFE-Vertreter nicht per Nachtzug nach Wien an die Konferenz? Gerade Wien sei mit dem Flugzeug viel schneller erreichbar, beont Zünd.

Ausserdem müsste die Reisezeit als Arbeitszeit verrechnet werden, was teuer komme. Und: «Für den einzelnen Mitarbeiter ist es vielleicht nicht sehr angenehm, wenn er im Nachtzug nicht schlafen kann und um acht Uhr an einer wichtigen Konferenz teilnehmen muss.»

Immer mehr und vielfältigere Aufgaben

Trotz gegenteiliger Bemühungen nimmt die Zahl der Flüge beim Bund tendenziell zu. Ein Grund dafür ist, dass die Verwaltung immer neue Aufgaben erhält. Ein solcher Bereich sei etwa die Internet-Sicherheit, sagt Zünd: «Es gibt internationale Abkommen, bei denen die Schweiz dabei sein muss. Das bedingt dann eben zusätzliche Flüge.»

Immerhin, der Bund kompensiert das CO2, welches mit Dienstreisen produziert wird, indem er emissionsvermindernde Projekte unterstützt. So macht die Vielfliegerei doch nicht alle restlichen Energiesparbemühungen obsolet.

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