Landauf, landab sind Solarfachleute am Limit. Selbst wer selber eine Photovoltaik-Anlage auf sein Dach montieren will, braucht viel Geduld. 400 Solarprojekte stehen alleine bei der Berner Selbstbaugenossenschaft auf der Warteliste.
Der Angriffskrieg von Putin und der daraus resultierende hohe Strompreis treibt die Hausbesitzenden in Scharen zur Sonnenenergie: «Wer heute eine Solaranlage bestellt, bekommt erst 2025 eine Offerte», sagt Syril Eberhart, Gründer der Energiewende-Genossenschaft.
So können Laien ihr Solarkraftwerk bauen
Vor zehn Jahren lancierte der Solarpionier die erste Selbstbaugenossenschaft der Schweiz. Der Clou: Genossenschafterinnen und Genossenschafter helfen sich gegenseitig, die Photovoltaik-Anlage auf ihren Häusern zu montieren. Die Kooperative liefert das Know-how, führt die Planung aus, holt Bewilligungen ein, besorgt den Einkauf des Materials.
Laien können so anpacken und mit den eigenen Händen ihr Solarkraftwerk erstellen. «Sogar ein Philosophieprofessor hat bei uns mitgemacht. Es braucht praktisch keine Vorkenntnisse», so der Elektroingenieur.
Das Mitmach-Prinzip drückt den Preis. Bis zu einem Drittel günstiger seien die Selbstbau-Solaranlagen. Statt 15'000 Franken kostet eine kleine Anlage für ein Haus nur noch 10'000 Franken. «Unser Ziel und unsere Motivation ist, dass sich alle eine Solaranlage leisten können», sagt der 34-Jährige aus Hondrich ob Spiez BE.
Unsere Motivation ist, dass sich alle Leute eine Solaranlage leisten können.
Inzwischen sind aus dem Ein-Mann-Projekt 13 Selbstbaugenossenschaften in der Schweiz entstanden. 1500 Solar-Projekte haben sie bislang realisiert. Bei den Kooperativen mangelt es zwar nicht an Freiwilligen. Wie bei den meisten Solarfirmen fehlt es jedoch an Fachpersonal, das die Planung und Bauleitung übernimmt.
Online-Kurs soll Ansturm abfedern
Darum bildet Eberhart mit Hochdruck Solarfachleute aus, organisiert Kurse in Bern und Olten. Weil diese einen grossen Andrang erleben, hat der Elektroingenieur einen Online-Kurs auf die Beine gestellt. 40 Lektionen und 11 Stunden Videoanleitungen sollen Grundwissen vermitteln. «Das Interesse an der Solartechnik explodiert gerade», sagt er. Die meisten Kursbesuchenden seien Leute, welche selbst eine PV-Anlage bauen wollen, sagt Eberhart.
Der Selbstbau von Solaranlagen bleibt in der Schweiz jedoch eine Nische. Eine offizielle Statistik gibt es laut dem Branchenverband Swissolar nicht.
Solar im Selbstbau ist in der Schweiz eine Nische
Laut Schätzungen der Genossenschaften haben die selbst montierten Anlage insgesamt einen Marktanteil von rund einem Prozent am gesamten Solargeschäft in der Schweiz.
Die grosse Masse bauen nach wie vor konventionelle Solarbauunternehmen. Selbstbauerinnen und Selbstbauer seien jedoch wichtige Botschafter für die Sonnenenergie. «In der Schweiz muss die Energiewende von den Bürgerinnen und Bürgern ausgehen. Denn hierzulande gibt es keine grossen Freiflächen, wie etwa Deutschland. Wir müssen in bestehenden Siedlungen Solaranlagen realisieren», sagt Walter Sachs, Präsident der Vereinigung für Sonnenenergie SSES.
Die Selbstbauer um Syril Eberhart tun alles dafür, dass die Solarenergie in der Schweiz weiter wächst. 2023 will er mit seiner Genossenschaft 300 Projekte realisieren. Das sind gut dreimal so viele wie vor zwei Jahren.