Hierzulande gehen immer wieder neue Schweizer Online-Magazine an den Start, die ihren Journalismus ohne Grossverlag im Rücken finanzieren wollen. In Basel zum Beispiel «Bajour», in Bern die «Hauptstadt» und in Zürich die «Republik». Letztere hat nun bekannt gegeben, dass sie beim Personal sparen muss.
Konkret müssen acht Personen oder umgerechnet mehr als zehn Prozent aller Redaktionsmitglieder bei der «Republik» gehen.
Dies sei ein schmerzhafter Schnitt, sagt Katharina Hemmer, Co-Geschäftsführerin der «Republik», aber er sei nötig. «Es ist uns nicht gelungen, genügend neue Leute an Bord zu bekommen im Vergleich zu den Investitionen, die wir getätigt haben.» Der letztjährige Wachstumskurs des Online-Magazins sei bei den Abonnentinnen und Abonnenten nicht aufgegangen.
Zukunft der «Republik» nicht in Gefahr
Die «Republik» finanziert sich einzig durch die Einnahmen aus Abonnementen und Spenden, da das Online-Magazin auf Werbung verzichtet.
Dank fast 30'000 Abos sei die Zukunft aber nicht in Gefahr, betont Hemmer: «Der Fortbestand der ‹Republik› ist gesichert. Wir drücken genau deshalb jetzt auf die Bremse und nehmen Kurskorrekturen vor, um sicherzustellen, dass wir wieder von einer soliden Basis starten können.»
Wir drücken jetzt auf die Bremse, um sicherzustellen, dass wir wieder von einer soliden Basis starten können.
Eine solide Basis für die «Republik» sieht auch Medienjournalist Nick Lüthi. Dennoch sei der Erfolg in der Zukunft harte Arbeit. «Man muss Abonnentinnen und Abonnenten gewinnen, die bereit sind, Geld zu zahlen für Publizistik. Am Ende entscheidet das Produkt darüber, ob man ausreichend viele Leute überzeugen kann, etwas dafür zu zahlen.»
Lokalfokus als Vorteil
Auch für andere neue Online-Medien wie etwa «Bajour», «Hauptstadt» oder das Zürcher «Tsüri.ch» sieht Lüthi eine Zukunft. Diese Titel hätten den Vorteil, dass sie ihren Schwerpunkt auf das lokale Geschehen legen. Dort liege ein Potenzial brach, sagt der Medienjournalist.
Die grossen Verlage würden in der Lokalberichterstattung zunehmend abbauen. Lüthi nennt das Beispiel Bern, wo Tamedia die beiden Redaktionen zweier Lokalzeitungen zusammengelegt hat. «Da wird nun weniger gemacht, es gibt Lücken, die gefüllt werden können. Darum, denke ich, ist das Lokale auch ein Ort, wo grosses Potenzial besteht.»
Auch Online-Projekte scheitern
Mit der «Tageswoche» in Basel ist jedoch auch bereits ein ambitioniertes Online-Projekt gescheitert. Das Überleben ohne Grossverlag im Rücken ist also nicht garantiert, denn im Online-Bereich ist die Zahlungsbereitschaft der Leserinnen und Leser relativ gering.
Jedes Projekt muss für sich diese Nische oder Lücke finden.
Dennoch ist der Medienjournalist zuversichtlich für die unabhängigen Online-Projekte: «Jedes Projekt muss für sich diese Nische oder Lücke finden und die gibt es zunehmend, weil private Verlage eher ab- als ausbauen.» Zu rasches Wachstum liege aber nicht drin, wie das Beispiel der «Republik» zeigt.