Hochkarätige Schauspielerinnen und Schauspieler wie Charlotte Gainsbourg, Eddie Redmayne, Johnny Depp oder Cate Blanchett: Sie alle traten schon am Zürich Film Festival (ZFF) auf. Doch in Zukunft müssen sie umweltfreundlicher anreisen, wie das Zürcher Stadtparlament entschied.
Auszeichnung per ÖV abholen
Am Mittwochabend konnte sich ein Vorstoss der Grünen knapp durchsetzen. Europäische Filmstars sollen neu möglichst per Zug nach Zürich fahren, statt mit dem Flugzeug anzureisen. Anstelle von Limousinen sollen die Stars in der Stadt das Tram oder das Velo benutzen. Alternativ könnten sie ans Festival laufen.
Das ZFF müsse klimafreundlicher werden, sagte der Grüne Balz Bürgisser im Gemeinderat. Er und Monika Bätschmann, ebenfalls von den Grünen, haben das Postulat eingereicht. Sie bemängeln, dass das Festival das Thema Umwelt zu wenig ernst nehme. Zwar gebe es ein Merkblatt mit Massnahmen wie Kompensation der Flüge oder Elektrifizierung der Fahrzeugflotte. Doch den Grünen ist das zu vage.
Die Limousinen würden selbst als elektrische Autos ein falsches Zeichen setzen. Dies werde wohl aus Rücksicht auf einen Hauptsponsor gemacht, vermutete Bürgisser. Einen Bericht zu den Emissionen habe die Kommission nie erhalten. «Wieso diese Geheimnistuerei?», fragt der Grüne.
Das Festival selbst wehrte sich im Vorfeld gegen die Kritik. Schon jetzt reisten viele Stars umweltbewusst an: «Gäste wie Juliette Binoche wählen heute freiwillig den Zug anstelle des Autos oder des Flugzeugs», sagte Jennifer Somm zu SRF. Sie ist beim ZFF für die Vermarktung zuständig.
Dass Stars wie Charlotte Gainsbourg oder Diane Kruger aber mit dem Tram an den grünen Teppich reisen, sei unrealistisch: «Sie stehen unter einem riesigen Zeitdruck und brauchen daher eine rasche Beförderung von A nach B», sagt Somm.
Die Limousinen seien jedoch klimafreundliche Elektroautos. Auch sonst lege das ZFF viel Wert auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Flüge werden laut Somm kompensiert, der grösste Teil des Publikums reist mit dem öffentlichen Verkehr an.
Auch die bürgerlichen Parteien hielten wenig von den Argumenten der Grünen: Stefan Urech (SVP) fand den Vorschlag zwar sympathisch, «aber wir sind grundsätzlich gegen solche Vorschriften».
Sabine Koch (FDP) betonte, dass das ZFF schon viel tue. So werde hauptsächlich Mehrweggeschirr eingesetzt. Immer mehr Gäste würden aus Europa per Zug anreisen, sagte Koch.
Das Postulat fand aber eine klare Mehrheit, mit 71 zu 49 Stimmen wurde es an den Stadtrat überwiesen. Dieser muss nun prüfen, wie das ZFF klimafreundlich durchgeführt werden kann.