Die Jubiläumsausgabe zeigt eine Mausefalle mit einer Hunderternote drin – die Schuldenfalle. Dazu gibt es Recherchen, Interviews und Infografiken zum Thema Verschuldung: Dubiose Methoden gewisser Inkassofirmen; Krankenkassen, die Gewinn machen mit unbezahlten Rechnungen; juristische Mechanismen, die dazu führen, dass etliche Menschen kaum noch aus ihren Schulden herauskommen.
Eine Stimme für weniger Privilegierte
Es ist gut recherchierter, anwaltschaftlicher Journalismus mit Tiefgang und Qualität. So positioniert sich «Surprise» in letzter Zeit. Sara Winter Sayilir von der «Surprise»-Redaktionsleitung erklärt es so: «Wir wollen Themen aus der Perspektive weniger privilegierter Menschen aufgreifen. Themen, die massiv in ihr Leben eingreifen.» So wolle man sich bei Themen wie Verschuldung oder Sozialabbau in die Mediendebatte einmischen.
Dieser politische Kurs ist allerdings nicht unumstritten. So erhalte die Redaktion Zuschriften, welche dem Blatt Linksextremismus vorwerfen würden, sagt Sayilir. «Das zeigt: Wir werden gelesen – und das ist ja auch das Ziel.» Mehrheitlich aber scheint die neue Linie anzukommen. So hat «Surprise» seine Auflage in den letzten vier Jahren von gut 16'000 auf 20'000 gesteigert.
Für den Erfolg macht Sayilir auch die Situation in der Schweizer Medienlandschaft verantwortlich. «Wir positionieren uns zu einem günstigen Zeitpunkt. Es sind Lücken entstanden, wo wir jetzt einsteigen können.»
Soziale Themen, die sonst niemand bringt
Zu «Surprise» gehört auch die regelmässige Gast-Kolumne von Carlo Knöpfel. Der Basler Professor für Soziale Arbeit pickt interessante Zahlen aus den Statistiken der Sozialversicherung und analysiert sie.
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Es gelinge der Redaktion immer wieder, Themen aufzugreifen, die nirgends sonst zu lesen seien – etwa zu Armut oder Arbeitslosigkeit, sagt er. «Auf meine Kolumne erhalte ich immer wieder Reaktionen aus der Politik, der Wirtschaft oder von meinen Studierenden.» Das zeige, dass «Surprise» gelesen werde und die Themen zur Kenntnis genommen würden.
Wirkung bis in die Politik
Doch auch für Knöpfel ist klar: Die Zeitschrift allein kann die Welt nicht verändern. «Aber sie liefert Argumente, auch in die Politik hinein. So kann sie durchaus Wirkung entfalten.»
Auch Hintergrundberichte aus anderen Ländern sind in «Surprise» gelegentlich zu lesen, etwa zum Konflikt zwischen Eritrea und Äthiopien.
Denn gerade dieser Konflikt betreffe viele Menschen auch in der Schweiz, erklärt Redaktionsmitglied Sayilir. So stammten zahlreiche «Surprise»-Verkäuferinnen und -Verkäufer aus dieser Region: «Was dort passiert, geschieht nicht am Ende der Welt – es betrifft viele Menschen, die hier unter uns leben.»