- Im ersten Halbjahr 2023 sind weniger Nutztiere von Wölfen gerissen worden als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
- Das teilt die Tierschutzorganisation Gruppe Wolf Schweiz mit.
- In der Schweiz lebten im vergangenen Winter 26 Wolfsrudel und etwa ein Dutzend Wolfspaare.
Sechs Wölfe seien im ersten Halbjahr 2022 zum Abschuss freigegeben worden, im laufenden Jahr noch keine, so die Gruppe Wolf Schweiz. Im Kanton Wallis seien im Vergleich zur Vorjahresperiode 55 Prozent weniger Nutztiere von Wölfen gerissen worden, in Graubünden waren die Risse sogar um 80 Prozent rückläufig – trotz des wachsenden Wolfsbestands.
Die Gruppe Wolf Schweiz rechnet mit einer weiteren Steigerung des Wolfsbestandes, da die heimischen Rudel Jungtiere aufzögen und nach wie vor Wölfe aus den Nachbarländern einwanderten.
Der Organisation zufolge verursachen mehr Wölfe aber nicht automatisch mehr Schäden, wie die jüngsten Zahlen verdeutlichten. Stattdessen seien die im laufenden Jahr erstmals auf zahlreichen Alpen umgesetzten und vom Bund finanzierten Herdenschutzmassnahmen entscheidend für den Rückgang von Wolfsrissen im ersten Halbjahr 2023.
Dazu gehören unter anderem Wolfs-abweisende Zäune für gesicherte Nachtweiden und der Einsatz von Herdenschutzhunden. Der grosse Aufwand, den Alpbewirtschafter und Tierhalterinnen für den Herdenschutz betrieben, zahle sich aus, heisst es in der Mitteilung weiter. Der letzte bekannt gewordene Wolfsriss ereignete sich vor etwas mehr als einer Woche, als auf der Alp Mürtschen im Kanton Glarus zwei Schafe gerissen wurden.
Per 1. Juli dieses Jahres erleichtert der Bundesrat den Abschuss von Wölfen in der Schweiz mit der Inkraftsetzung der revidierten Jagdverordnung – angesichts der durch den Wolf verursachten Probleme für die Alpwirtschaft. Künftig können die Tiere damit schneller zum Abschuss freigegeben werden. Neu werden unter anderem schwer verletzte Rinder, Pferde und Neuweltkameliden – etwa Lamas – als «grosse Schäden» angerechnet.
Neu können die Kantone Regulierungsabschüsse beantragen, wenn acht Nutztiere gerissen worden sind – heute liegt die Schwelle bei zehn Rissen. Auch darf ein Einzelwolf neu geschossen werden, wenn er Menschen erheblich gefährdet. Die Regulierung von Wolfsrudeln vereinfachte der Bundesrat ebenfalls.
Bis das im vergangenen Dezember revidierte Jagdgesetz in Kraft tritt, soll die Lage in den betroffenen Gebieten so kurzfristig entschärft werden. Der bis dato letzte Wolf wurde Ende Oktober 2022 im Kanton Graubünden abgeschossen.