Im Dorf Furna im Kanton Graubünden werden 89 Prozent der Häuser mit erneuerbaren Energien beheizt. Das ist schweizweit der höchste Wert. Die Daten sind vom «Energie Reporter» – einem Tool von Energie Schweiz, dem Bundesamt für Energie, WWF Schweiz und Geoimpact.
Selbst die Furner Gemeindepräsidentin Cornelia Roffler heizt mit Fichten und Buchen aus dem örtlichen Wald. Eine Heizung hat sie nur in der Küche und im Wohnzimmer.
Dass das Dorf so viel mit Holz heizt, hat historische Gründe. «Furna wurde erst 1968 an den Strom angeschlossen. Und die einzelnen Höfe sind über den ganzen Berg verstreut», sagt Roffler. Deshalb habe man Strassen erst Ende der 1980er-Jahre gehabt. «Es war naheliegend, dass die Furner mit dem geheizt haben, was sie selbst hatten, mit Holz.»
Am klimaschädlichsten heizt eine links-grüne Stadt
Auf dem letzten Platz landet ausgerechnet die links-grün regierte Stadt Genf. Die Genfer Stadtpräsidentin Frédérique Perler, zuständig für das Energie-Departement, und der kantonale Umweltdirektor Antonio Hodgers gehören beide zu den Grünen. Trotzdem werden nur rund 3 Prozent der Häuser erneuerbar beheizt. Schweizweit sind es rund 33 Prozent.
Weit zurück liegt Genf auch im Vergleich zu anderen grösseren Städten. In Bern haben rund 10 Prozent der Häuser ein erneuerbares Heiz-System. In Zürich sind es mehr als doppelt so viele – etwa 25 Prozent. Und noch besser schneidet Basel ab mit rund 35 Prozent.
Wie sieht es in Ihrer Gemeinde aus?
Wieso ist Genf beim erneuerbaren Heizen dermassen im Rückstand? Der kantonale Umweltdirektor Antonio Hodgers sagt: «Die Nachfrage nach Wohnraum ist so gross, dass viele Hauseigentümer nicht renovieren und den alten Heizkessel behalten. Das führt nicht nur zu hässlichen Gebäuden, sondern auch zu einem Rückstand bei der Energiewende.»
Ländliche Orte schneiden besser ab
Insgesamt fällt auf, dass ländliche Gemeinden klimafreundlicher heizen. Das zeigt ein Vergleich der Kantonshauptstädte. In Sarnen werden am meisten Häuser erneuerbar beheizt – rund 55 Prozent. In Stans etwa 54 Prozent und in Altdorf rund 47 Prozent.
Dass städtische Gemeinden schlechter abschneiden, liegt laut Léonore Hälg an den vielen Mietwohnungen. Die Co-Leiterin im Bereich Klima und erneuerbare Energien bei der Schweizerischen Energie-Stiftung sagt: «Mieterinnen und Mieter können nicht selber entscheiden, wie sie ihre Wohnungen heizen wollen. Und für Hauseigentümerinnen ist es uninteressant, in erneuerbare Heiz-Systeme zu investieren.»
Erneuerbare Heizungen sind in der Beschaffung teurer als die fossilen Alternativen, dafür sind sie billiger im Betrieb. «Die Betriebskosten kann man direkt über die Nebenkosten auf die Mieter abwälzen, aber die Investitionskosten nicht», so Hälg.
Die Expertin fordert härtere Gesetze auf kantonaler Ebene, um die erneuerbaren Energien zu fördern. «In vielen Kantonen darf man fossile Heiz-Systeme weiterhin mit fossilen ersetzen und das sollte man abschaffen.»
Genf will vorwärts machen
Auch im Vergleich der Kantone liegt Genf auf dem letzten Platz. Doch vor Kurzem hat die Genfer Bevölkerung klar zugestimmt, die Wärme-Energie auszuweiten.
Der zuständige Staatsrat Antonio Hodgers sagt: «Es gibt ein Gesetz, das Gebäudebesitzer dazu verpflichten kann, sich an das künftige Wärmenetz anzuschliessen und das wird zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen.» Zudem bereite man eine Verordnung vor, um Ölheizungen zu verbieten.
Ihre Klimaziele erreichte die Schweiz nicht. Laut dem CO2-Gesetz sollten die Emissionen bis 2020 um 20 Prozent verringert werden. Geschafft hat man nur 19 Prozent. Es bleibt also die Frage, ob Gesetze genügen, wenn sie nicht eingehalten werden.