Sie sind Allesfresser, häufig stehen aber Keimlinge von Gemüse, Mais oder Sonnenblumen auf ihrem Speiseplan. Und ihr Appetit ist gross. Zu Hunderten nehmen Krähen ganze Felder von Zürcher Landwirtinnen und Landwirten ein und machen sich an den jungen Pflanzen zu schaffen.
Martin Streit vom Zürcher Bauernverband sagt: «Wenn ein Schwarm zuschlägt, kann dies für einen Landwirt happige Auswirkungen haben.» Sogar zum Totalausfall der Ernte kann es führen.
Nur das Wildschwein sorgt für noch mehr Schäden
Es entstehe jedes Jahr erheblicher Schaden, sagt auch Sandro Stoller von der Zürcher Fischerei- und Jagdverwaltung. Der Kanton entschädigt Bäuerinnen und Bauern für solche Wildschäden über einen Fonds.
Fast 100'000 Franken habe der Kanton im letzten Jahr wegen der Krähen ausbezahlt, sagt Stoller. «Das ist mittlerweile ein Fünftel der Gesamtschadenssumme.»
Haupttreiber sei nach wie vor das Wildschwein, das für rund zwei Drittel aller Kosten verantwortlich sei. Aber, so Stoller: «Im Verhältnis nehmen die Schäden durch die Krähe sehr stark zu.»
Töne und Vogelscheuchen funktionieren nur kurz
Mögliche Gründe für diese Entwicklung gibt es viele. Einerseits vermehrt sich die Krähe stark. Und andererseits untersagen die Umweltschutzrichtlinien seit ein paar Jahren den Einsatz eines Pflanzenschutzmittels, das zum Beizen des Saatguts verwendet wurde. Und die neuen Mittel sind offenbar weniger bitter und schmecken den Vögeln gut.
Um die Krähen zu verscheuchen, setzen die Bäuerinnen und Bauern mittlerweile auf allerlei Hilfsmittel. Akustische Signale oder Vogelscheuchen hätten allerdings nur einen kurzfristigen Nutzen.
«Es gibt sogar die Möglichkeit, eine tote Krähe an einem Pfosten aufzuhängen», sagt Martin Streit vom Zürcher Bauernverband. «Nach ein paar Tagen wissen die Krähen aber, dass hier nichts passiert und sie gehen genau gleich wieder auf den Acker los.»
Das Problem mit den Junggesellen
Streit fände es deshalb sinnvoll, Krähen häufiger zu schiessen, um die Felder zu schützen. Doch dies, sagt Livio Rey von der Vogelwarte Sempach, führe nicht zum gewünschten Erfolg.
Er betont, dass eine künstlich erhöhte Sterblichkeit der Krähe rasch wieder ausgeglichen werde. Den Bestand einfach durch den Abschuss von jungen Vögeln regulieren zu wollen, sei deshalb nicht zielführend.
Vielmehr sollten die Bauern weiterhin auf Abschreckung setzen und etwa Nahrungsreste simulieren. «Eine Rupfung, die aussieht, als wäre ein Habicht in der Nähe gewesen, könnte etwas bringen», sagt er. Auch Hecken, in denen natürliche Feinde der Krähe hausen könnten, sieht der Vogelexperte als Möglichkeit.
«Krähen sind sehr intelligent», sagt Rey. «Und sie merken schnell, wie Massnahmen funktionieren.» Deshalb seien vor allem Fantasie und Abwechslung gefragt, um Krähenschäden auf den Feldern zu verhindern.