Das neuste Schweizer Tram erntet bei der Einweihungsfeier viel Applaus und lobende Worte. «Die Limmattalbahn bringt Menschen zusammen und erleichtert es den Pendlerinnen und Pendlern, rasch und bequem zur Arbeit zu kommen», sagt Bundesrätin Simonetta Sommaruga bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt.
Die Limmattalbahn verbindet die Kantone Zürich und Aargau. Ab Sonntag fährt sie von Altstetten nach Killwangen-Spreitenbach, ein Ausbau nach Baden ist bereits in Planung.
Das Tram durchquert so eine der grössten Wachstumsregionen der Schweiz. Jahr für Jahr werden im Limmattal neue Wohnhäuser gebaut. Arbeitsplätze entstehen, der Verkehr nimmt zu. Diese Entwicklung soll das Tram auffangen und die Bevölkerung von der Strasse auf die Schienen bringen.
Nur fünfeinhalb Jahre hat der Bau gedauert. Begleitet wurde das Millionenprojekt aber von Misstönen aus Zürcher Vororten. An vorderster Front bekämpfte Marcel Achermann mit mehreren Gruppierungen die Bahn.
«Wir wollten kein grösseres Wachstum mit Industriebauten und zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohnern», sagt der ehemalige Politiker aus Dietikon. «Und wir hatten den Eindruck, dass unser Gebiet mit Bus und S-Bahn schon gut erschlossen war.»
Allein gegen den Rest von Zürich
In Dietikon und Schlieren lehnten viele das neue Verkehrsmittel mitten im Stadtzentrum ab. Diese Skepsis zeigte sich in einer Volksabstimmung 2015. Dietikon stimmte als einziger Bezirk gegen die Limmattalbahn, musste sich jedoch dem Mehrheitswillen beugen.
Zwei Jahre später starteten die Bauarbeiten. Noch heute ärgern sich Gegner wie Marcel Achermann darüber. Unnötig und teuer sei die Limmattalbahn. Rund 600 Millionen Franken kostete das Tram den Bund und die beiden Kantone bisher. Dies sind rund 150 Millionen weniger als geplant.
Trotz Kritik: Die Gemeindebehörden im Zürcher Limmattal stehen hinter dem Megaprojekt. Markus Bärtschiger, Stadtpräsident von Schlieren, sieht darin eine Investition in die Zukunft: «Auch in Schlieren sieht man wie überall eine Verdichtung. Diese wird weiter zunehmen.» Die Limmattalbahn brauche es für die Verkehrsentlastung.
In Zukunft soll die Limmattalbahn weiter nach Baden führen. Kantonsregierung und Parlament unterstützen diese Ausbaupläne. Doch auch im Aargauer Limmattal zeichnet sich ein ähnlicher Konflikt ab wie zuvor in Zürich. Teuer und unnötig sei die Verlängerung, finden viele in der Region Baden.
Zu den Hauptgegnern gehört die sogenannte IG Limmatmobil. Der Verein kritisiert unter anderem die Streckenführung. So soll die Limmattalbahn über die einzige Brücke von Wettingen nach Baden fahren. «Dies kann zu Stau führen und andere ÖV-Linien einschränken», sagt Präsident Christoph Meier. Wettingen und Baden seien zudem schon gut erschlossen mit der S-Bahn.
25'000 Pendlerinnen und Pendler
Widerspruch kommt aus Wettingen selbst, der zweitgrössten Aargauer Gemeinde. Einer der wenigen Befürworter der Bahn ist hier Gemeindeammann Roland Kuster.
«Wir haben momentan tatsächlich einen guten, regionalen Verkehrsbetrieb», sagt Kuster. «Aber dieser verbindet die grossen Orte und führt nicht zu den Arbeitsplätzen im Limmattal» Es brauche eine direkte Verbindung ins Industriegebiet.
Noch dürfte es Jahre dauern, bis die Verlängerung nach Baden steht. Schon ab Sonntag aber fährt die Limmmattalbahn von Zürich-Altstetten nach Killwangen-Spreitenbach. Schätzungsweise mit dabei sind täglich 25'000 Fahrgäste.