In mehreren Deutschschweizer Kantonen übernahmen die Mobilen Ärzte Notfalldienste und Hausbesuche. Im Aargau übernahm die Privatfirma die notfallmässige Einweisung in eine Psychiatrie oder kontrollierten, ob Personen ihre Haftstrafe antreten konnten. Die Mobilen Ärzte stellten auch Totenscheine aus. Jetzt ist die Firma in Konkurs gegangen. Für Patientinnen, psychisch Kranke und Pflegeheime eine schwierige Situation.
Was der Konkurs für die betroffenen Deutschschweizer Kantone bedeutet, ist noch nicht überall klar. Für den Kanton Aargau bedeutet er aber: Es muss eine neue Lösung gefunden werden. Denn der Kanton Aargau arbeitete besonders eng mit der Mobilen Ärzte AG zusammen. Seit 2017 übernahm die Firma die Aufgaben der Amtsärzte.
Am Montag meldete sich eine Mitarbeiterin der Mobilen Ärzte auf der Aargauer Notrufzentrale, schreibt der Kanton. Die Mitarbeiterin sagte, die Firma könne keine Aufgaben mehr übernehmen. Am Dienstag hatte die Firma an ihrem Sitz im Kanton Basel-Landschaft Konkurs angemeldet.
Mit Notfalldienst verdient man kein Geld.
«Wir hatten lange Probleme mit den mobilen Ärzten. Wegen Personalmangel mussten sie ihr Gebiet verkleinern. Das brachte weniger Umsatz, und im Notfalldienst verdient man kein Geld», sagt Jürg Lareida – Präsident des Aargauischen Ärzteverbandes.
Monatslöhne fehlten
Nicht überrascht ist die Gewerkschaft Syna. Stefan Isenschmid, Regionalsekretär bei der Syna Nordwestschweiz, sagte gegenüber SRF, er habe vermutet, dass die finanzielle Lage bei den Mobilen Ärzten schwierig sei. Es habe grössere Ausstände bei den Lohnzahlungen gegeben. Die Firma selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Kritik an Mobilen Ärzten nicht neu
Seit längerem gab es Kritik am Unternehmen. Die SRF-Sendung Kassensturz berichtete von schlechten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden – Arbeitsbedingungen, die auch die Qualität beeinträchtigt hätten.
Und der Kanton Aargau schreibt: «Seit längerer Zeit bestand Verbesserungspotenzial betreffend die Leistungserfüllung durch die Mobile Ärzte AG». Es hätten Gespräche stattgefunden.
Auch Edith Saner, Präsidentin des Gesundheitsverbands Aargau Vaka, übt Kritik an den Mobilen Ärzten: «Die Ärzte können zum Teil nicht Deutsch und kennen die Kultur nicht. Wir haben von Institutionen immer wieder Rückmeldungen erhalten, dass man nicht zufrieden ist mit dieser Organisation.»
Saner kritisiert darum auch den Kanton Aargau: «Es hat uns erstaunt, dass man nicht aktiver geworden ist.»
Im Aargau drohen nun Engpässe
Der Kanton Aargau muss die Aufgaben, welche die Mobilen Ärzte übernommen haben, nun neu verteilen. Dabei könne es zu Wartezeiten kommen: «Man geht davon aus, dass es am Wochenende mehr solche Fälle gibt und dass dann ein grösserer Engpass droht», sagte Michel Hassler, Sprecher des Aargauer Gesundheitsdepartements, gegenüber SRF.
Der Kanton will jetzt die Kapazitäten ausbauen und ist dabei auf die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte angewiesen.
Die Mobile Ärzte AG hat im Aargau besonders viele Aufgaben übernommen. Die AG war bis jetzt aber auch in den Kantonen Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Solothurn, Zürich und Bern tätig.
Im Kanton Basel-Landschaft arbeitet die Ärztegesellschaft mit der Mobile Ärzte AG für den Notfalldienst zusammen. Auf Nachfrage von SRF versicherte die Ärztegesellschaft, dass die Mobilen Ärzte den Notfalldienst in Basel-Landschaft weiterhin übernehmen werde.