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Das Überraschungsticket der CVP
Aus Echo der Zeit vom 17.11.2018. Bild: Keystone
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Ersatzwahl in den Bundesrat Weshalb setzt die CVP auf Heidi Z'graggen?

Die Wahl von Heidi Z'graggen aufs Zweierticket der CVP ist eine Überraschung. Sie hat auch taktische Gründe.

Es gibt keine einfache Erklärung, weshalb die CVP-Fraktion auf die Walliserin Viola Amherd und die Urnerin Heidi Z'graggen setzt. Fraktionsmitglieder schildern mehrere Überlegungen, die hinter dieser Wahl stehen. Einige Amherd-Anhänger hätten Z'graggen gewählt, heisst es, weil diese als Aussenseiterin Amherd weniger gefährlich werden könnte als etwa Ständerat Peter Hegglin.

Ebenso aus taktischen Gründen hätten einige Amherd-Gegner Z'graggen gewählt. Damit konnten sie zwei Eigenschaften der Walliserin neutralisieren, die ihr in anderen Zweier-Ticket-Konstellationen von Vorteil gewesen wären: Frau und Berggebietsvertreterin. Auch Heidi Z'graggen kommt als Urnerin aus einem Bergkanton.

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Aus dem Archiv: CVP setzt auf ein reines Frauen-Ticket
Aus 10 vor 10 vom 16.11.2018.
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Z'graggens Wahl als Absage an Hegglin

Andere CVP-Parlamentarier wiederum wollten mit dem Duo Amherd/Z'graggen Modernität signalisieren oder auf den Überraschungseffekt setzen. Ausserdem war die Wahl von Z'graggen eine gezielte Absage an Ständerat Peter Hegglin.

Der Zuger galt vielen als harter Finanzpolitiker, der sich beim Ringen um den Finanzausgleich der Kantone zu sehr für die Interessen des Geberkantons Zug einsetzt. Für die Nachfolge von Bundesrätin Doris Leuthard stehen dem Parlament nun zwei Politikerinnen zur Verfügung, die sich sehr ähnlich sind: Beide haben mehr als ein Jahrzehnt Exekutiverfahrung – Amherd als Stadtpräsidentin von Brig-Glis, Z'graggen als Urner Justizdirektorin – und beide Politikerinnen gelten als konsens- und zielorientiert.

Links und rechts der Mitte

Es mehrten sich in letzter Zeit die Zeichen, dass die linke Seite des Parlaments auf Viola Amherd setzen möchte, weil sie in gesellschaftspolitischen Fragen wie etwa der «Ehe für alle» liberal ist. Will Heidi Z'graggen Bundesrätin werden, so muss sie also die SVP und die rechten Bürgerlichen für sich gewinnen. Erste Signale an diese Seite hat sie bereits ausgesandt. So sprach sie sich in Interviews für eine härtere Linie gegenüber der EU aus als Amherd. Doch steht sie deshalb mehr rechts?

Es ist nicht einfach, die Positionen zu vergleichen, da Z'graggen als Regierungsrätin bisher wenige Aussagen zu nationalen Fragen gemacht hat. Einige Anhaltspunkte liefert das Politikauswertungstool Smartvote, das auf einen identischen Fragebogen abstützt. Hier zeigt sich kein deutlicher Unterschied zwischen Amherd und Z'graggen auf dem Links-Rechts-Schema.

Heimvorteil für Amherd?

Bei den Themen Sozialstaat, Migrationspolitik und Aussenpolitik sind Amherds Ansichten ein wenig mehr links als jene von Z'graggen. Die Walliserin befürwortet einen ausgebauteren Sozialstaat und eine offenere Aussenpolitik als die Urnerin. In Wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen sind sie etwa gleich positioniert. Z'graggen setzt sich dafür stärker für den Umwelt- und Naturschutz ein als Amherd. Sie ist in dieser Beziehung also linker.

Die Ausgangslage ist spannend. In den nächsten Wochen werden sich die Kandidatinnen in sogenannten Hearings den Fragen der Fraktionen stellen. Viola Amherd wird Wenige überraschen, sitzt sie doch seit zwölf Jahren im Nationalrat – man kennt sie. Das Hearing mit Heidi Z'graggen hingegen wird für viele Bundesparlamentarierinnen und -parlamentarier das erste Kennenlernen mit der Urner Politikerin sein. Es hängt von diesen Auftritten ab, ob Heidi Z'graggen ihren Aussenseiter-Nachteil wettmachen kann.

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Aus dem Archiv: FDP setzt auf erwartetes Zweier-Ticket
Aus 10 vor 10 vom 16.11.2018.
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