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Ersatzwahl Yverdon-les-Bains Populismus und Polizeischutz: Ein Wahlkampf ausser Kontrolle

Ein Parteiloser heizt den Wahlkampf an. Politiker werden bedroht und stehen unter Polizeischutz. Die Polizei konfisziert Waffen. Der Wahlkampf rund um einen Ersatzsitz in der Regierung der Bäderstadt Yverdon ist von Entgleisungen geprägt. Eine Stadt fällt ins politische Säurebad.

Am Kandidaten Ruben Ramchurn scheiden sich in Yverdon-les-Bains die Geister. Für ihn selber steht fest: «Ich stelle die altbackene Art, wie hier Politik gemacht wird, infrage.» Seine Art zu politisieren generiert aber auch viele Fragezeichen. Die lokale SVP jedenfalls hat den Mann ausgeschlossen und empfiehlt ihn diesen Sonntag auch nicht zur Wahl.

Ungefiltert auf Social-Media

Ruben Ramchurn musste sich bereits mehrmals vor Gericht verantworten. Ihm werden unter anderem Verleumdung, Diffamierung und Anstiftung zu Rassenhass vorgeworfen. Trotzdem hat der nun Parteilose im ersten Wahlgang dieser Ersatzwahl über 30 Prozent der Stimmen geholt. Offenbar gefällt den Wählerinnen und Wählern seine Art, Probleme anzugehen.

Das Drogenproblem spaltet

Sein Hauptthema sind die Drogendealer in der Stadt. Letzten Herbst begleitet ihn ein Filmteam von RTS. Ramchurn zückt sein Handy, zeigt in Richtung Spielplatz, filmt und kommentiert: «Da sind sie, die Dealer. Mitten im Park. Und da auch noch die Drögeler, gleich beim Spielplatz.» Seine Videos teilt Ramchurn auf Social Media. Ungefiltert in jeder Hinsicht.

Viele sind unzufrieden mit Links-Grün

Yverdon erlebt diesen Sonntag einen politischen Showdown. Entweder wird der parteilose Ruben Ramchurn oder Julien Wicki von der SP gewählt.

Frau geht an Wahlplakat von Ruben Ramchurn vorbei
Legende: In Yverdon-les-Bains geriet der Wahlkampf ausser Kontrolle An diesem Mann spalten sich die Geister in Yverdon: Ruben Ramchurn (parteilos) kritisiert die Stadtregierung und macht mit seinem Handy Jagd auf Drogendealer. Jean-Christophe Bott/Keystone

Der Wahlkampf in Yverdon war von Gehässigkeiten geprägt. Es wurden Petitionen lanciert und Unterschriften gesammelt. Von der Linken «gegen den Rechtsextremen Aufschwung». Von der Rechten «gegen Zensur und für Freiheit». Yverdon-les-Bains ist gespalten.

Stadtpräsident unter Polizeischutz

Viele Bürgerinnen und Bürger sind unzufrieden mit der links-grün dominierten Regierung. Passantenbefragungen zeigen warum: Parkplätze wurden aufgehoben, ein Kriegsdenkmal versetzt und das gut sichtbare Drogenproblem in der Stadt zu wenig effizient bekämpft.

Drohungen kommen von einem Freund Ramchuns

Eine Woche vor dem zweiten Wahlgang nun der grosse Knall: Stadtpräsident Pierre Dessemontet (SP) machte öffentlich, dass er und ein weiteres Regierungsmitglied (von der FDP) seit vier Monaten unter Polizeischutz stünden. «Nun wird auch unser Kandidat Julien Wicki bedroht», begründet Dessemontet den Zeitpunkt dieser Bekanntgabe. «Wir müssen dem etwas entgegenhalten.»

Auch Bürgerliche erhalten Drohungen

Box aufklappen Box zuklappen

Lokale SVP-Vertreterinnen haben öffentlich gemacht, dass auch sie bedroht werden. Die SVP hat keine Wahlempfehlung für Ruben Ramchurn ausgesprochen. Ihr Schweigen mache sie zu Komplizinnen der Drogendealer, heisst es deshalb in veröffentlichten Drohnachrichten.

Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass beim Absender dieser Drohungen eine Hausdurchsuchung durchgeführt worden sei. Man habe dabei Waffen beschlagnahmt. Es gelte die Unschuldsvermutung.

Brisant: Bei diesem Absender handelt es sich um einen Freund von Ruben Ramchurn, wie dieser in einem seiner Videos gleich selber bekannt gibt: «Ich finde nicht gut, was er macht. Aber ich kontrolliere ihn nicht.»

Was, wenn er tatsächlich gewählt wird?

Wie stellt der Parteilose sich das vor, wenn er diesen Sonntag tatsächlich ins siebenköpfige Gremium gewählt würde, das er seit Wochen öffentlich kritisiert? «Wenn es den anderen nicht passt, können sie ja zurücktreten. Dann machen wir wieder Ersatzwahlen», wischt er die Frage gegenüber RTS weg. Yverdon-les-Bains hat am Sonntag also die Wahl.

Schweiz Aktuell, 28. Februar 2025

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