Mit 148 Stimmen hat sich Viola Amherd bereits im ersten Wahlgang gegen ihre Konkurrentin Heidi Z'graggen durchgesetzt. Nach ihrer Wahl zeigt sich die Walliserin gelassen.
SRF News: Sie sagten im Vorfeld der Wahl, sie würden ruhig bleiben. Ganz ehrlich: Im Moment der Wahl, ging da ihr Puls nicht hoch?
Viola Amherd: Der Puls ging sicher etwas hoch. Aber ich bin ein ruhiger Mensch – deshalb ging der Puls auch schnell wieder runter.
Entscheidend ist, sich zu geben wie man ist.
Sie sind nicht nur eine ruhige Person, sondern auch eine Tennisspielerin. Im Wahlkampf mit Heidi Z’graggen sah es teilweise nach Gleichstand aus. Weshalb haben Sie den Matchball dennoch versenkt?
Es ist wichtig, dass man ruhig bleibt. Im Tennis darf in einem Tiebreak auch nicht nervös werden. Ich gab mir Mühe, so zu bleiben wie ich immer war. Ich sagte meinen Parlamentskollegen in den Hearings, dass ich weiterarbeiten werde wie bisher. Entscheidend ist, sich zu geben wie man ist.
Ich will dazu beitragen, dass man sich im Bundesrat zuhört, mit gutem Willen aufeinander zugeht und versucht, das Beste herauszuholen.
Mit welchen Vorsätzen werden Sie Ihr Amt antreten?
Ich will konstruktiv arbeiten und einen Beitrag leisten, gute Lösungen für das ganze Land und die Bevölkerung zu finden. Ich will dazu beitragen, dass man sich im Bundesrat zuhört, mit gutem Willen aufeinander zugeht und versucht, das Beste herauszuholen.
Es heisst oft, Sie seien ein politischer Zwilling von Doris Leuthard. Wo wollen Sie eigene Akzente setzen?
Das kann ich im Moment noch nicht sagen. Es hängt ganz davon ab, welches Departement mir am Freitag zugeteilt wird. Vorerst bringe ich sicher den Goodwill ein, mit den anderen zusammenzuarbeiten.
Auch Digitalthemen sind Ihnen wichtig. Werden Sie der «Digitalturbo» im Bundesrat?
Die Digitalisierung ist für mich tatsächlich ein wichtiges Thema. Es ist ein Zukunftsthema, das praktisch alle Politikbereiche betrifft. Ich sehe die Digitalisierung als Chance. Doch wenn wir diese Chance nutzen wollen, müssen wir auch etwas dafür tun – und ich habe ein grosses Interesse, mich dafür einzusetzen.
Sie sind momentan mitten in einer Art «Wahlfilm». Wissen Sie schon, welche Bilder Sie von diesem Tag in Erinnerung behalten?
Was mich besonders freute, war der Moment der Vereidigung, als Karin Keller-Sutter und ich synchron sagten «ich schwöre es». Das sehe ich als gutes Omen für die künftige Zusammenarbeit.
Das Gespräch führte Susanne Wille.
Viola Amherd
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Bild 1 von 9. Maturafoto von 1982: Viola Amherd besuchte das Briger Lateingymnasium Spiritus Sanctus und träumte von einer Welt ohne Herrschaft, Zwang oder Gewalt. Ihre Philosophiearbeit für die Matura befasste sich mit dem Thema Anarchie. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 9. Politischer Start: 1992 wird Viola Amherd mit 30 Jahren in die Stadtregierung von Brig-Glis gewählt. (Bild 1999). Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 9. Politischer Aufstieg: Von 1996 bis 2000 war Viola Amherd Vizepräsidentin der Briger Stadtregierung. Von 2000 bis 2012 amtet sie als Stadtpräsidentin. Bildquelle: Radio Rottu.
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Bild 4 von 9. Politischer Rückschlag: 1999 kandidierte Amherd für die Nachfolge von Peter Bodenmann (SP) in der Walliser Kantonsregierung. Sie landete hinter dem Sozialdemokraten Thomas Burgener (erster von links) auf dem zweiten Platz und verpasste es knapp, als erste Frau in die Walliser Kantonsregierung einzuziehen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 9. Auf dem nationalen Parkett: 2005 rückt Viola Amherd für Jean-Michel Cina in den Nationalrat nach. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 9. Klare Positionen: In Bern macht sich Viola Amherd für Familienthemen stark. Sie unterstützt unter anderem die Stiefkindadoption für homosexuelle Paare und den Vaterschaftsurlaub. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 9. Achte Bundesrätin: Mit 148 Stimmen wird Viola Amherd bereits im ersten Wahlgang als Nachfolgerin von Bundesrätin Doris Leuthard gewählt. Hier bei der Vereidigung, zusammen mit Karin Keller-Sutter (FDP). Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 9. Rückzugsort: Viola Amherd besitzt ein Chalet auf der Bettmeralp. Dort bewirtet sie gerne Freunde. Fondue und dazu ein Glas Chardonnay – das sei ihr Lieblingsmenü, verriet sie vor kurzem der Schweizer Illustrierten. Bildquelle: Radio Rottu.
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Bild 9 von 9. Skifahren, Wandern, Nordic Walking und Lesen zählt Viola Amherd zu ihren Hobbies. Am liebsten ist sie in den Walliser Bergen unterwegs. Ab und zu aber auch in Bundesbern, wie hier am Parlamentarierlauf 2009. Bildquelle: Keystone.