Eine junge Frau in schwarzer Hose, weisser Bluse und einem hellgrauen Blazer eilt im Bundeshaus die Treppe hoch. Die erste Woche als Ständerätin sei intensiv, aber toll, sagt Johanna Gapany. «Es herrscht viel Respekt und es ist sehr angenehm, hier zu arbeiten.» Auch mit Christian Levrat: Für den abtretenden SP-Präsidenten und Freiburger Ständerat war Gapany nicht die Wunschpartnerin, um den Kanton Freiburg zu vertreten.
«Na ja», meint die 31-Jährige lächelnd. Sie beide müssten ja nicht gleich zusammenziehen. «Aber wir arbeiten sehr gut zusammen.»
Es folgt ein Fototermin mit der Zeitung «Matin dimanche».
Mit Internet-Posts und Plakaten zum Ziel
Kaum jemand glaubte in Freiburg an ihre Wahl. Gapany betrieb eine aufwendige Plakatkampagne und postete Fotos und Videos von sich auf den sozialen Medien wie Instagram oder Facebook. Die Angriffe ihrer männlichen Konkurrenten wehrte sie mit einem Lächeln ab.
Sie wirkte leicht distanziert und kühl. Sie vermied klare politische Positionen und betonte lieber, dass Freiburg neuen Schwung brauche. Das hat offenbar überzeugt. Gapany empfängt eine Gymnasialklasse aus Bulle. Sie erklärt ihnen, wie Politik funktioniert. Sie selbst tauchte früh in dieser Welt ein.
Ihr Vater war Gemeinderat. Kaum 20, war sie Vizepräsidentin der Jung-FDP Freiburg. Vor drei Jahren folgte der Sprung in die Stadtregierung von Bulle.
Lob von CVP-Kollegin: «Eine Teamplayerin»
Jetzt tritt sie dort zurück. Sie vermochte erst wenig eigene Akzente zu setzen. Sie sei jedoch als Kollegin angenehm gewesen, sagt CVP-Nationalrätin Marie-France Roth Pasquier, die ebenfalls in der Stadtregierung von Bulle sitzt. «Wir arbeiteten gut zusammen.» Gapany sei auch eine Teamplayerin. Aber: «Sie ist viel jünger als ich und wir haben bei verschiedenen Themen nicht die gleiche Sensibilität. Sie ist liberaler als ich.»
Gapany sass die letzten zwei Jahre auch im Kantonsparlament. Ihr grösster Erfolg war die Liberalisierung der Öffnungszeiten für Nachtlokale. Sonst wirkte sie eher diskret und meldete sich wenig zu Wort. «Es sind nicht immer die Parlamentarier, die immer sprechen, die den stärkeren Einfluss haben.»
Sie vertritt typisch liberale Positionen
Die Betriebsökonomin arbeitet Teilzeit in einem Privatspital. Im Gesundheitswesen möchte sie das Angebot der Grundversicherung einschränken. Sie ist auch für eine Flexibilisierung des Rentenalters.
Und natürlich sei Klimaschutz wichtig – «aber mit Massnahmen, die bezahlbar sind und akzeptabel für die Bevölkerung», so Gapany. Das heisst, mit möglichst wenig Gebühren und Abgaben. Das löst beim grünen Freiburger Nationalrat Gerhard Andrey Kopfschütteln aus. Er war auch Ständeratskandidat und bestritt mit ihr mehrere Podien zum Thema Klima.
«Wenn es um diese Fragen ging, war ihre Antwort eigentlich immer die Gleiche: Im Prinzip regelt das der Markt und die Eigenverantwortung. Nur ist es das Konzept, das wir seit Jahrzehnten anwenden, und das offensichtlich nicht funktioniert», so Andrey. Er hofft, Gapany bewege sich in der Klimafrage. Sie sei schliesslich eine aufgeschlossene und intelligente Person.
Zurück in den Ständerat: Der Ratspräsident beendet die erste Sessionwoche. Zeit für die Berge, die Gapany als ihre zweite Heimat bezeichnet. Dreimal schon hat sie den Berglauf Sierre-Zinal absolviert. Bis sie jedoch im Ständerat den Gipfel erreicht, dauert es noch eine Weile. Sie ist ja eben erst gestartet.