Am Anfang dieser Geschichte stehen die ominösen Treffen zwischen Bundesanwalt Michael Lauber und Fifa-Chef Gianni Infantino. Die beiden protokollierten diese Treffen nicht und an eines können sie sich auch nicht erinnern. Deshalb reichten vier Bürger Strafanzeigen gegen die beiden ein.
Heute nun gab der ausserordentliche Staatsanwalt des Bundes, der diese Strafanzeigen überprüfte, bekannt, er beantrage die Immunität von Bundesanwalt Lauber aufzuheben und er eröffne ein Strafverfahren gegen Fifa-Chef Infantino und dessen Rechtsberater. Es geht dabei um Amtsmissbrauch, Verletzung des Amtsgeheimnisses, Begünstigung sowie Anstiftung zu diesen Tatbeständen.
Entscheiden über Laubers Immunität muss das Parlament. Im Ständerat kümmert sich die Rechtskommission darum. FDP-Ständerat Andrea Caroni gab in letzter Zeit oft Auskunft zur Causa Lauber, weil er sich als Präsident der Gerichtskommission an vorderster Front um diesen Fall kümmert.
Nach heutigem Wissensstand bin ich der Meinung, dass man Laubers Immunität aufheben sollte, damit die Untersuchung ihren Gang nehmen kann.
Aber Caroni ist auch Mitglied der ständerätlichen Rechtskommission, und als solcher sagt er: «Nach heutigem Wissensstand bin ich der Meinung, dass man Laubers Immunität aufheben sollte, damit die Untersuchung ihren Gang nehmen kann. Sonst wird man nie wissen, ob etwas Strafbares vorgefallen ist oder nicht.»
Vorzeitige Freistellung möglich
Sollte auch das Parlament dieser Meinung sein, könnte der ausserordentliche Staatsanwalt ein Strafverfahren gegen Lauber eröffnen. Dann stellt sich die Frage, ob Lauber nicht per sofort frei gestellt werden müsste. «Wenn die beiden zuständigen Kommissionen im Parlament die Immunität aufheben sollten, können sie der Bundesversammlung beantragen, dass man Herrn Lauber freistellt.»
Lauber selber lässt in einem dürren Communiqué lediglich ausrichten, er nehme von all dem Kenntnis und werde sich gegenüber den zuständigen Gremien äussern.
Wie bei Blatter, so bei Infantino?
Auch CVP-Präsident Gerhard Pfister will sich nicht zu Laubers Immunität äussern. Er ist Mitglied der nationalrätlichen Kommission, die sich um dessen Immunität kümmert. Stattdessen lenkt er auf den Blick auf den zweiten Protagonisten des heutigen Tages, auf Fifa-Chef Gianni Infantino, der ein Strafverfahren am Hals hat.
Pfister sagt: «Wenn dieselben Regeln für Herrn Infantino gelten, wie er sie gegenüber seinem Vorgänger Herrn Blatter angewendet hat – dann könnte Herr Infantino der Verlierer aus diesen Entwicklungen sein.» Er müsste dann von der Ethikkomission der Fifa suspendiert werden, so Pfister weiter: «Es würde sich dann die Frage stellen, ob er auch noch als Fifa-Präsident tragbar ist. Genauso, wie er es gegenüber seinem Vorgänger ins Feld geführt hat.»
Ethik-Untersuchung wäre angezeigt
Tatsächlich: Wenn ein Strafverfahren gegen einen Fifa-Funktionär eröffnet wird, muss die Fifa selber eine eigene Ethik-Untersuchung ansetzen. Diese kann dann den Angeschuldigten vorübergehend suspendieren. So geschehen bei Infantinos Vorgänger Josef Blatter. Was ihn dann schlussendlich das Amt kostete.
Insider meinen, es gebe gute Gründe, nun auch Infantino freizustellen, weil er die Reputation der Fifa beschädige. Insofern könnte er der zweite grosse Verlierer dieser Geschichte sein.